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Alles wird gut - Bundestagswahl 2013!!!

Verfasst: 28.08.2013 10:31
von Blattspitze
Auch wenn der Begriff „Kultur“ massenweise und in zahlreichen Kombinationen in den Partei - Programmen auftaucht, so ist doch meist anderes gemeint. „Archäologie“ als Begriff kommt natürlich nicht vor.
Was sagen die großen Parteien zur Kulturpolitik und damit zur Verantwortung für Archäologie?

SPD, „Hamburger Programm“:
„Kultur ist ein öffentliches Gut. Sie zu fördern, ist Aufgabe der Bürgergesellschaft
und des Staates. Privates, bürgerschaftliches Engagement
begrüßen und fördern wir. Doch der Staat hat eine nicht delegierbare
Verantwortung. Wir bekennen uns zu Deutschland als einem Kulturstaat.
Er sichert die Vielfalt der Kulturlandschaft, die kulturelle Bildung, die
Pflege unseres Erbes und unserer Erinnerungskultur. …Er fördert die
Künste und übernimmt Verantwortung für die soziale Absicherung freier
künstlerischer Existenzen. ...
Kulturförderung ist nicht Subvention, sondern Investition in die Zukunft
unseres demokratischen Gemeinwesens.“

CDU, Grundsatzprogramm „Freiheit und Sicherheit“:
„Neben der staatlichen Verantwortung ist bürgerschaftliches Engagement in der
Kulturförderung unersetzlich. Wir wollen die Rahmenbedingungen für private
Kulturförderung durch Stiftungen, Mäzenatentum und Sponsoring weiter verbessern.

Insbesondere junge Menschen müssen frühzeitig an Kunst und Kultur herangeführt werden. Nur so können in Zukunft Angebot und Nachfrage für künstlerische Berufe und Kultureinrichtungen nachwachsen. Kulturelle Bildung muss in der Familie beginnen und darf mit der Schule nicht aufhören. Für die CDU ist kulturelle Bildung ein unverzichtbarer Bestandteil des öffentlich verantworteten und geförderten Bildungssystems.
...
Die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik …
Die Arbeit von Auslandsschulen und Wissenschaftseinrichtungen sowie kultureller Mittlerorganisationen für ein authentisches Bild unseres Landes im Ausland muss gestärkt werden. … .“

Bündnis 90 / Die Grünen, Programm „Zeit für den grünen Wandel“:

„Wir schaffen für alle einen Zugang zu Kunst und Kultur, indem wir auf kulturelle Bildung setzen und Kultureinrichtungen vor Ort stärken. Unser Ziel ist es, dass noch mehr Menschen in die kulturellen Räume, in die Theater, Konzertsäle, Kinos, Museen, Clubs und Bibliotheken kommen. Hierfür bauen wir die Barrieren ab, die physischen wie die sozialen. Unsere Kulturlandschaft muss für jede und jeden interessant, erschwinglich und zugänglich sein. …
Die auswärtige Kulturpolitik werden wir … stärken, insbesondere Mittlerorganisationen wie Goethe-Institut und Deutscher Akademischer Austauschdienst.“

Die Linke, „100% sozial“:
"Die öffentliche Kulturförderung wollen wir stärken, indem wir den kooperativen Kulturföderalismus ausbauen. … Das Staatsziel Kultur gehört ins Grundgesetz.
Wir wollen die Aufnahme einer Gemeinschaftsaufgabe Kultur ins Grundgesetz und den Wegfall des sog. Kooperationsverbotes, um das Zusammenwirken von Bund und Ländern bei der Kulturfinanzierung endlich auf eine gesicherte Grundlage zu stellen.
Wir fordern einen Bundeskulturminister mit Kabinettsrang und ein Kulturministerium, um die Belange der Kultur gegenüber anderen Ressorts sowie auf europäischer Ebene wirksamer vertreten zu können. Wir wollen einen Kulturbericht und ein Kulturkonzept des Bundes, das den veränderten Rahmenbedingungen kultureller Arbeit Rechnung trägt. …
Wir wollen, dass die UNESCO-Konvention für kulturelle Vielfalt umgesetzt wird."


FDP, „Bürgerprogramm“:
"… wollen wir Kultur als Staatsziel im Grundgesetz verankern. Liberale Kulturpolitik stellt den Bürger als
Gestalter, Förderer und Empfänger von Kunst und Kultur in den Mittelpunkt. Kulturelle Initiativen,
Vereine, freie Zusammenschlüsse, Stiftungen und Unternehmen haben deshalb
unsere Unterstützung als Träger von Kultur und kultureller Bildung. Auch die Förderung
kultureller Einrichtungen im ländlichen Raum ist von besonderer Bedeutung. Wir bekennen
uns ausdrücklich zur öffentlichen Kulturförderung. Kulturförderung ist keine Subvention,
sondern eine Investition in die Zukunft unseres Landes. …"


Am Ende wird doch alles gut, alle wollen schließlich die Kultur stärken, na dann ...

Re: Alles wird gut - Bundestagswahl 2013!!!

Verfasst: 28.08.2013 20:09
von jenna
Meiner Meinung nach sind das wie üblich Lippenbekenntnisse. Tatsächlich wird an Kultur überall gestrichen um das Geld wie Eulen nach Athen zu tragen.

Besonders mangelhaft ist die Organisation der Berliner Museen, die sind zwar hüpsch voll, aber rein kommt man nur entweder nach stundenlangem Anstehen (wo es das doch nur in der DDR geben sollte) oder man ist gezwungen die Karten über Visacard zu kaufen. Hat man die nicht, sieht es ganz schwarz aus.
Ausserdem steigen die Eintrittspreise, bald werden sie jeden Saal einzeln Aufpreise verlangen.
Und das unglaublichste, in diesem öffentlichem Besitz kann man nichtmal nen Foto machen.
Die Archäologie im Osten hinkt völlig hinterher und statt dort endlich mal das Tollense-Schlachtfeld auszubuddeln, streichen sie die Studienfächer.
Resultat ist, die Deutschen werden kulturell immer verblödeter.

Kein Wunder das die Deutschen kaum wissen, was eigentlich vor 4000 Jahren in ihrem Lande los war. Ihre Zeitrechnung beginnt mit Hallstatt und endet mit dem Fall Roms, dann kommt lange nichts, ein bisschen böses Nazideutschland, die Dynastie der Krupp, Hitlers Manager und gaaaaaaannnnz viel böse DDR. Inzwischen hat man da schon jedes Kinderheim zum Mahnmal umgebaut. Allein diese Propaganda lässt sich der Staat jedes Jahr Milliarden kosten, die natürlich bei der Kultur eingespart werden. Dabei ist die Propaganda auch noch sagenhaft erfolglos.

Wie bequem hatten es doch die Archäologen früher, als sie einfach einen Antrag stellten. Heute müssen sie schon Unternehmer sein, die sich irgendwie zwischen Sponsoren und dutzenden Förderstellen ein paar Kröten zusammen suchen müssen um etwas zu erforschen.
Sie sind zu einem Kreislauf verdonnert in dem es um Fachveröffentlichung und die Anzahl der Verweise geht. Ergebnisse die etwas negieren sind in diesen Forschungen nicht effektiv.
Es ist nur noch ein Geschäft.

Dazu kommt die totale Tatenlosigkeit der etablierten Parteien endlich den Handel mit Raubgrabungsgut zu unterbinden. Deutschland ist eine regelrechte Drehscheibe für den Handel mit illegalen Sammlungsobjekten, denn hier kriegen sie den Stempel der aus illegalen Funden legalen Besitz macht.

Und zu guter Letzt ist die finanzielle Absicherung der Freischaffenden mehr als mangelhaft. Nicht nur das die oft am Rande des Existenzminimums leben, sie werden auch noch "Projektweise" beschäftigt, was im Einzelfall nur wenige Tage sein können. Meisstens sind es Künstler aber es werden auch immer mehr Wissenschaftler. Freischaffende Archäologen ist auch so ein neues Phänomen.
Wie man davon leben kann, entzieht sich meinen Vorstellungen. Aber man ahnt was am Ende rauskommt, eine Existenzminimumrente. Brotlose Kunst und Geschichte ist nunmal kein Wirtschaftszweig und muss daher öffentlich finanziert werden. Kultur gehört zur Lebensqualität, die kann man sehen, oft auch anfassen und fördert eine ganz andere Weltsicht. Ausserdem macht sie nicht dick und dumm.
Ich würde es durchaus auch begrüßen, wenn es einen kleinen Topf für Laienprojekte gäbe, die sich z.B mit experimenteller Archäologie befassen, oder den Nachbau irgendwelcher Schaudörfer, Geräte oder Nachbauten, damit sie zumindestens die Materialien finanzieren können. Sowas hilft doch auch wieder dem Tourismus. Man muss ja garnicht überall das Orginal sehen, eine gute Kopie tut es auch.

Zudem habe ich den Eindruck das die Paleogenetik einen Maulkorb bekommen hat. Gerade in Deutschland muss man bereits Hunderte von Ergebnissen haben, aber sie werden nicht publiziert.
Warum? Anfangs haben sie das mit kryptischen Nummer verschleiert, inzwischen wird nur noch mtDNA veröffentlicht. Neulich hab ich eine Klage von einem Wissenschaftler gelesen, der ließ durchblicken das die Deutschen völlig auf den Holzweg mit ihren Annahmen sind. Wieso sollte er sowas sagen, wenn da nicht was dahinter stecken würde?
Und es fällt auch auf das Deutsche immer mehr Scheibchenwissen haben. Das fängt bei der Wirtschaftsökonomie an und hört bei der Kultur auf. Dieses analytische eindimensionale Spezialistentum fördert höchstens Kleinkariertheit und verdeckt den Blick aufs Ganze.
In der Evolution sind das die ausgestorbenen Arten. Die Vielseitigen überlebten.

Wer Kultur wirklich wieder volksnah und erträglich machen will, sollte die etablierten Parteien besser nicht wählen, denn die haben nicht vor irgendwas zu ändern. Sie versprechen es nur alle paar Jahre. Den geht es nur noch darum an die Macht zu bleiben.
Das Wort "Kultur" nehmen sie zwar häufig in den Mund, aber das soll bitteschön nicht ihr Geld (also unsere Steuern) kosten. Meiner Meinung nach ist Deutschland in den letzten 20 Jahren immer obrigkeitshörig, zänkischer und dümmer geworden.

Re: Alles wird gut - Bundestagswahl 2013!!!

Verfasst: 29.08.2013 00:03
von Blattspitze
Natürlich Lippenbekenntnisse ... allgemein gehalten, taktisch, unkonkret und unverbindlich, nur theoretisch einzuforderbar bei absoluter Mehrheit einer Partei und am Ende geht´s auch nur um Kompromisse, das Geld und dann sind da soviel Forderungen, die scheinbar aber auch anscheinend wichtiger sind als bloße Kultur, die am Ende keinen satt macht und mit der keine Zeit zu gewinnen ist ...

Besonders schlimm ist dabei, dass ja Lippenbekenntnisse, falsche Versprechungen und nicht eingehaltene Zusagen in unserem täglichen Leben bei der Arbeit und im Privaten praktisch nicht vorkommen, da kann ich damit gar nicht umgehen, wenn die da oben mit uns hier unten ...?

... es ist einfach furchtbar, man ist ja so machtlos und ich könnte tagelang schimpfen oder den Massen von zornigen Wüterichen in den Kommentarspalten beim Kotzen beiwohnen, aber dann ... denke ich an meinen Fußmarsch durch Kairo`s Vorstädte letztes Jahr oder die Erzählungen von Jean, der grade aus Somalia zurückgekommen ist, ...
Es ist unfassbar wunderbar hier im Paradies, ich liebe dieses Land, diesen Kontinent mein Leben und jeden Tag.


"Zudem habe ich den Eindruck das die Paleogenetik einen Maulkorb bekommen hat. Gerade in Deutschland muss man bereits Hunderte von Ergebnissen haben, aber sie werden nicht publiziert.
Warum? Anfangs haben sie das mit kryptischen Nummer verschleiert, inzwischen wird nur noch mtDNA veröffentlicht. Neulich hab ich eine Klage von einem Wissenschaftler gelesen, der ließ durchblicken das die Deutschen völlig auf den Holzweg mit ihren Annahmen sind. Wieso sollte er sowas sagen, wenn da nicht was dahinter stecken würde?"

Jenna, was meinst Du damit? Von welchem Wissenschaftler ist die Rede?