Archaeoforum.de

Bei meinen Recherchen zu bergfrischem Feuerstein bin ich gerade auf diesen Film aus dem Jahre 1973 gestoßen, den ich noch nicht kannte und ich auch hier im Forum nicht gefunden habe. Nicht sehr gute, aber dafür authentische Aufnahmen aus dem Bergwerk von Çakmak, südlich von Bursa. Das ist der gleiche Feuersteinbergbau wie von Weiner im 1980er Bochum-Band beschrieben. Der Text zum Film ist bereits 1969 publiziert als "Flint flaking in Turkey".
Der Bergbau auf Flint für die Herstellung von Dreschschlitten ist mittlerweile komplett untergegangen, dazu ein rezenter Bericht aus Lithic Technology.

Film:
https://archive.org/details/upenn-f16-2 ... ern_Turkey (auch Download)

Literatuerhinweise:
Bordaz 1969: J. Bordaz, Flint flaking in Turkey. Natural History 88/2, 1969, 73–77. https://ia600501.us.archive.org/12/item ... 78newy.pdf (schlechter OCR-Scan)

Weiner 1999: J. Weiner, Die Flintminen von Çakmak – Eine im Aussterben begriffene, heute noch produzierende Feuersteinindustrie in Nordwestanatolien. In: G. Weisgerber (Hrsg.) 5000 Jahre Feuersteinbergbau. Die Suche nach dem Stahl der Steinzeit. Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum 77, 3. Auflage (Bochum 1999) 383–395.

Whittaker et al. 2009: J. Whittaker/K. Kamp/E. Yilmaz, Çakmak revisited: Turkish Flintknappers today. Lithic technology 34, 2009, 93–110. https://www.academia.edu/629445/%C3%87a ... pers_today (sehr schlechter Scan)

Hi,
solche Dresch-Schlitten kann man immer noch auf ländlichen Trödelmärkten in Anatolien kaufen.

Was bei dem unteren Artikel frappierend ist, sind die Kerne in Abb. 9. Da würden einige der üblichen Verdächtigen doch gleich ein Aurignacien draus machen...

lg L

Wunderbare Aufzeichnung!

Als ich das erste Mal im zarten Alter von 16 Jahren in dieser Gegend unterwegs war und ein solches Brett am Wegesrand stehen sah, erklärte mir ein Türke, das wären antike Surfbretter und die Flintklingen wären dazu da, Hai-Angriffe abzuwehren… War mir damals schon nicht ganz einleuchtend (ca. 400 Km vom Meer entfernt ) und ich hab dann zwei Tage später die Teile auch endlich im Praxiseinsatz auf dem Feld und hinter den Ochsen gesehen.

Bei den meisten Filntteilen ist es aber schwer, von echten "Klingen" zu sprechen. Meistens wurde da in das Brett reingekopft, was auch nur so einigermaßen reinpasste und halbwegs scharfe Kanten hatte.

Danke für´s Einstellen und schöne Grüße…

Robert

Was mich wieder wundert, genau wie bei den englischen gunflint-knappern, ist, dass sie fast keine Abbauflächenpräparation vornehmen ...

Diesen Döven hat ein Freund aus Anatolien mitgebracht:

Wie halten denn die ganzen Klingen in dem Brett ??? Die scheinen ja nur "eingeklemmt" zu sein ???

@Ulfr, mein Ausschlusskriterium wäre genau die fehlende Präparation, wenn ich solche konischen Kerne in der Türkei an der Oberfläche finden würde. Im frühen Jungpal. wurde immer und unbedingt vorher dorsal reduziert, selbst an Restkernen. Die Türken schlagen für die Dresch-Schlitten quick & dirty, die meisten Klingen sind unansehnlich, reichen aber für den Zweck.

Und worüber wir auch schon mdl. gefachsimpelt hatten: Man bräuchte eben mal solche Hämmer aus ungehärtetem Eisen, um sich damit warmzuschlagen. Mit Stahlhämmern schlägt sich´s bekanntlich miserabel. Es gibt bei uns nicht ohne weiteres mehr solche Eisenklötze, die weich genug sind um sich an den Kanten selbst ein wenig abzurunden. Wäre mal einen Versuch wert...

lg L

Exakt! Für solche "Grusel-Klingen" braucht man keine Präparation. Da kann man einfach drauflospöckern, wenn das Material nicht zu spröde und glasig ist. Nur wenn der Überhang gar zu derb wird, dann kann man mal großzügig den Rand wegnehmen…

@Trebron: Ja klar - die sind nur reingeklopft - vorher mit diesem Spezial-Stechbeitel eine Lücke reingepopelt und den Rest fängt dann das Weichholz auf…

Schöne Grüße…

Robert

Danke für die links! ("Modern Turkey" - ???)

Nicht nur das Ren ist vom Aussterben bedroht, auch das Flintschlagen wie man hier wieder einmal sieht.