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Magnetismus von Amphibolit

Verfasst: 09.06.2015 15:59
von enrohs
Hallo,

seit einiger Zeit untersuche ich bandkeramische Artefakte aus Aktinolith-Hornblendeschiefer (Dechselklingen-Flachbeile und Schuhleistenkeile sowie deren Bruchstücke), und Geschiebesteine, die ich für Amphibolit halte, auf ihren Ferromagnetismus.
In der Regel wiesen die Artefakte aus Aktinolith-Hornblendeschiefer (Jistebsko: http://www.academia.edu/2374333/Ramming ... n._167-179) eine leichte Anziehungskraft auf einen kleinen starken Magneten auf. Die Geschiebe-Amphibolite hatten teils so eine starke Anziehung, dass der Magnet daran klebt.
Der unterschiedliche Magnetismus von (vorwiegend magmatischen Gesteinen) ist bekannt: http://www.spektrum.de/lexikon/geowisse ... ismus/5843 . Ich glaubte nun eine laienhafte Bestimmungshilfe für AHS aus Jistebsko gefunden zu haben. Es gibt aber zwei Artefakte (von ca.50 untersuchten Stücken), die aus dem Rahmen fallen.
Ein Bruchstück von einer Dechselklinge, an der der Magnet klebt:
Bild
Nun könnte man annehmen, dass das Artefakt aus einem anderen Gestein besteht.
Dann gibt es aber noch dieses, als Schlagstein weiterverwendete Bruchstück eines Schuhleistenkeils, bei dem beide Eigenschaften auftreten, getrennt von einer dunkleren Schicht:
Bild
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Dieses würde ich als den gewöhnlich hier in Mitteldeutschland verwendeten AHS ansprechen. Die zwei unterschiedlich wirkenden Steinstrukturen scheinen mir optisch gleich zu sein.
Hat da jemand eine Erklärung?

Viele Grüße
Sven

Re: Magnetismus von Amphibolit

Verfasst: 09.06.2015 20:26
von FlintSource
Hallo Sven,
erstens: schöne Fotos, mit Maßstab, sehr lobenswert. Der Metabasit von Jistebsko hat eine relativ niedrige magnetische Suszeptibilität, aber ich weiß nicht, ob dies ein so eindeutiges Merkmal ist als dass man mit einem Magneten die 'Echtheit' des AHS feststellen kann. Ich habe gerade mal einen sehr kräftigen Neodym-Magneten an verschiedenen Amphiboliten un ähnlichen Gesteinen gehalten die hier so in meinem Arbeitszimmer herumliegen, konnte aber bei keinem der Stücke eine Anziehungskraft feststellen. Aber vielleicht ist der Magnet dann doch nicht stark genug.

Der Großmeister schreibt (Antonín Přichystal, Lithic raw materials in prehistoric times of eastern Central Europe, Brno 2013):

"Magnetic susceptibility of semifinished products from the mining area at Velké Hamry ranged from 0.6 to 1.3 x 10–3 SI. Higher values were measured on surfaces parallel with foliation and lower values found perpendicularly to it. Similarly, the samples from Jistebsko provided values between 0.65 to 0.85 x 10–3 SI. Based on the author’s experience, quality samples from Maršovický Hill approaching partly nephrite had relatively low magnetic susceptibility 0.25 to 0.5 x 10–3 SI.
Semi-finished products with values up to 8 x 10–3 SI were found only exceptionally at Velké Hamry. It is necessary to note that even higher levels of magnetic susceptibility have been found very rarely on some natural outcrops, however, they are not characteristic and do not appear within the lithic assemblage."

Vergleichbare Werte nennt er auch für andere mitteleuropäische Amphiboliten.

Makroskopisch scheint es sich beim ersten Bild eher nicht um Material aus der Umgebung von Jistebsko zu handeln, das zweite Stück sieht deutlich mehr danach aus. Aber makroskopische Gesteinsbestimmung ist eine sehr heikle Sache und auch die geochemischen Merkmale sind für die Gesteine aus dem Iser-Gebirge alles andere als eindutig publiziert. Ich fürchte, auch wegen der von Přichystal erwähnte Variationen in Suszeptibilität von mehr als einer Magnitude, dass die 'Magnetprobe' ebenfalls kein eindeutiges Merkmal sein wird.

Re: Magnetismus von Amphibolit

Verfasst: 10.06.2015 16:40
von enrohs
Hallo Rengert,

der Name für dieses Gestein aus Jistebsko ist wohl nun Metabasit ?
Ganz früher als Grünschiefer bezeichnet, dann der Oberbegriff Amphibolit, dann als Aktinolith-Hornblende-Schiefer bezeichnet, und nun Metabasit. :roll:
Den Magnetismus prüfe ich übrigens mit diesem kleinen runden starken Magneten, indem ich ihn mit der Rundung auf eine glatte Oberfläche lege, da richtet er sich erst einmal Nord-Süd aus. Dann versuche ich mit dem zu prüfenden Artefakt/Stein den Magneten nachlaufen zu lassen indem ich ihn daran halte und weiterziehe. Gelingt dies, bezeichne ich es als leichten Magnetismus. So ist es in der Regel bei den neolithischen Geräten aus diesem Metabasit. Aber auch bei unbearbeiteten Steinen mit Windschliff, die sicher dem eiszeitlichen Geschiebe zuzuordnen sind, habe ich diesen leichten Magnetismus schon feststellen können.
Dass die oben gezeigte Dechseklklinge aus einem anderen Gestein besteht, wäre hier etwas besonderes. Das Mineralgefüge scheint aber durchaus auch optisch von den anderen Stücken abzuweichen.

Viele Grüße
Sven

Re: Magnetismus von Amphibolit

Verfasst: 11.06.2015 10:30
von ulfr
Habe eben mit einem kleinen, aber starken Magneten das Phänomen an Originalgestein von Jistebsko getestet: Ein ganz leichter Magnetismus ist feststellbar, aber nicht an jedem Stück ...?!
Werde in den nächsten Tagen mal diverse andere Klötze durchtesten, z.B. Amphibolit aus Aschaffenburg.

Bei Strandsteinen lohnt sich das wohl eher nicht, oder, da die Herkunft nicht bestimmbar ist?

Re: Magnetismus von Amphibolit

Verfasst: 11.06.2015 19:50
von ulfr
Alle Jistebskos (14) durchprobiert, eher schwacher Magnetismus. Amphibolit aus der Aschaffenburger Gegend gleich null, Aphanit aus den Vogesen schwach, Amphibolit Rheintal bei Chur relativ stark, Dolerit aus der Bretagne gleich null, andere Gesteine schwach bis ausgeprägt, siehe diese beiden Klingen aus Strandgestein, was es ist weiß ich nicht, aber es ist zäh und dicht. Andere, die fast gleich aussehen, jedoch gleich null. Ich glaube daher eher nicht, dass Magnetismus zur Gesteinsbestimmung geeignet ist ... sorry
Der Dateianhang magnetismus1.jpg existiert nicht mehr.
magnetismus1.jpg

Re: Magnetismus von Amphibolit

Verfasst: 12.06.2015 14:42
von enrohs
Schöne Geräte! Könnte das Basalt sein? Dieser dürfte auch stark magnetisch sein, ebenso wie Serpentin. Hier ein Bild von einem Mörserstößel aus Serpentin:
Bild

Re: Magnetismus von Amphibolit

Verfasst: 12.06.2015 19:09
von ulfr
Basalt glaub ich in diesem Fall nicht, zuwenig kristallin, eher zäh und dicht, vielleicht werden wir in naher Zukunft Analysen machen können :17:
Worauf beruht den der Magnetismus überhaupt? Ists das Eisen im Stein? Hab da keinen Plan ... und bin für Aufklärung dankbar.

Re: Magnetismus von Amphibolit

Verfasst: 12.06.2015 19:38
von FlintSource
Genau, aber dann Eisen überwiegend in Form von Magnetit, der englische Wikipedia-Artikel dazu ist relativ gut: https://en.wikipedia.org/wiki/Rock_magnetism. Keine einfache Sache, in Minnesota gibt es an der Uni sogar ein ganzes Institut für die Erforschung: http://www.irm.umn.edu/IRM/index.html. (Wie ich das um Himmels willen wieder weiß? Die beschäftigen sich dort auch mit Obsidian: https://www.academia.edu/3417483/From_F ... l_Sourcing)

Re: Magnetismus von Amphibolit

Verfasst: 12.06.2015 19:45
von ulfr
FlintSource hat geschrieben:(Wie ich das um Himmels willen wieder weiß?
was ne Frage ... :D :D :D

Btw: Hab auch Obsidian (Melos) getestet: = 0

Re: Magnetismus von Amphibolit

Verfasst: 23.06.2015 10:12
von enrohs
In unserer Heimatstube konnte ich nun noch 36 weitere Steingeräte aus diesem Gestein testen.
Dabei fand ich noch einige Steingeräte mit starker Anziehung. Der Rest zeigte nur eine leichte Wirkung auf den starken Magneten.
Das Bruchstück einer Dechselklinge scheint jedoch auch vom optischen Eindruck her ein anderes Gestein zu sein.
Bild
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Bei der kleinen Dechselklinge zeigt nur die dunkle Gesteinsschicht eine starke Wirkung.
Bild
Der Schuhleistenkeil, die schnurkeramische Facettenaxt und das Nackenbeil scheinen mir vom äußeren der hier typische Matabasit (Amphibolit) zu sein. Diese drei haben aber wieder durchgängig eine starke Anziehung.
Bild

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Re: Magnetismus von Amphibolit

Verfasst: 23.06.2015 16:21
von Trebron
Ich habe heute mal meine aus diversen "Grünsteinvarianten" hergestellten Dechselklingen mit einem kleinen Magneten untersucht. Da sind auch welche dabei, an denen der Magnet haften bleibt.
Das Material ist definitiv nicht aus Tschechien.

Ich mache mal Bilder.

https://www.dropbox.com/home/Kamera-Upl ... smus+3.jpg
https://www.dropbox.com/home/Kamera-Upl ... smus+1.jpg
https://www.dropbox.com/home/Kamera-Upl ... smus+2.jpg
https://www.dropbox.com/home/Kamera-Upl ... smus+4.jpg
https://www.dropbox.com/home/Kamera-Upl ... smus+5.jpg

Wenn jemand es wünscht, kann ich auch eine Materialprobe verschicken !

Re: Magnetismus von Amphibolit

Verfasst: 23.06.2015 19:05
von enrohs
Leider kann ich die Bilder nicht sehen. :(
Ich möchte mich da nicht registrieren lassen.
Ich stelle meine Bilder mit http://postimage.org/ ein. Die könnt ihr doch sehen oder?
Ich habe mich bei postimage jedenfalls nicht anmelden müssen.

Re: Magnetismus von Amphibolit

Verfasst: 23.06.2015 19:41
von ulfr
Geht mir genauso ...

Re: Magnetismus von Amphibolit

Verfasst: 24.06.2015 08:53
von Trebron

Re: Magnetismus von Amphibolit

Verfasst: 28.06.2015 16:07
von enrohs
Hallo Trebron,

so geht das nicht,
bitte suche bei http://postimage.org/ deine Datei (600 Pixel breit, ca.100 KB groß) aus, lade sie hoch, kopiere den Hotlinf für Foren 1 und füge sie hier in deinen Text ein.
Ich würde die Bilder gern sehen!

Viele Grüße

Sven