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A. Demandt vergleicht das Ende Roms mit heute
Verfasst: 11.09.2015 10:18
von Blattspitze
http://www.welt.de/geschichte/article14 ... picks=true
Interessantes Interview, wann vergleicht schon mal jemand so direkt die heutigen Probleme mit Ereignissen aus archäologischen Zeiträumen. Aber Achtung, ich möchte ich hier
keine politische Diskussion starten!
Re: A. Demandt vergleicht das Ende Roms mit heute
Verfasst: 14.09.2015 12:02
von Turms Kreutzfeldt
hier ggf. eine Gegenmeinung dazu:
http://www.lisa.gerda-henkel-stiftung.d ... rwanderung
... und bei Demandt scheint es mir fast, dass er es bedauert, dass die Flüchtlinge unbewaffnet kommen. Und was will der mit dem ollen Spengler? Zarte Andeutung, wie nahe er den besorgten Bürgern von Pegida steht?
Fragen über Fragen
der fraglose Turms
Re: A. Demandt vergleicht das Ende Roms mit heute
Verfasst: 15.09.2015 18:14
von Blattspitze
Danke Turms, für den link. Die Formulierung Demandts "Die Tatsache, dass die Flüchtlinge unbewaffnet kommen, macht das Ganze viel schwieriger" ist tatsächlich ein dicker Hund. Beim Spengler bezieht er sich aber nicht auf den berühmten "Untergang ..." sondern auf eine viel spätere Arbeit. Ob das reicht, ihn als Pegida -Sympathisant zu markieren?
Hochinteressant, die beiden Interviews zu vergleichen.
Einerseits der ältere, bereits im Ruhestand befindliche Prof., der wenig zu verlieren hat und andererseits der junge Forscher mit modernen Ansätzen, der noch Prof. werden will. Demandt kürzer (und mündl.?) interviewt, Scholl mit ausformulierten schriftlichen Antworten auf einem "Fragebogen".
Demandt hält Teilaspekte für durchaus mit der heutigen Situation vergleichbar, Scholl ist viel vorsichtiger und sieht historische Parallelen als zunächst "per se anachronistisch".
Demandt benennt im Interview keine konkrete Definition einer "Völkerwanderung", bei Scholl ist der Begriff bereits "irreführend", es muss dafür ein "ganzes" Volk wandern, wobei der Begriff dann weder für damals noch für heute zutreffen würde. Grundsätzlich sieht Scholl Migrationsbewegungen als historischen Normalzustand an, er verfolgt den "transkulturellen" Geschichtsansatz, der betonen soll, dass "Kulturen oder Völker" gar keine homogenen Verbände sind, sondern eher "Hybride" und "Prozesse", die im ständigen Wechsel und Austausch begriffen sind. Er weist darauf hin, dass die hist. Quellen ausschließlich aus römischer Sicht berichten, es gäbe keine Quellen der Migranten selbst (Gibt es da keine archäologischen Quellen?).
Fazit: "Aus der Geschichte lernen?" nach dem Lesen beider Interviews:
Demandt, der das ganze statischer und mehr hinsichtlich religiöser Aspekte betrachtet, warnt, dass der Staat unbedingt eine säkulare Organisation bleiben soll, schließlich musste der römische Kaiser dann doch "zu Kreuze kriechen", und da gings mit Rom ja schon bergab.
Scholl will mit dem Hinweis, dass Migration und Wandel normal ist, und das Migranten nur in Ausnahmefällen die Herrschaft in den Zielländern übernommen haben, beruhigen. Er sieht die Gefahr und die Lehre woanders: Der direkte Vergleich mit dem 5. Jahrhundert beschwört eine vermeintliche zukünftige Herrschaft der Migranten, wie es der rechts orientierte, äh ... "Weert Gilders" 2011 mit einem Völkerwanderungsvergleich schon einmal getan hat. Damit ist seiner Ansicht nach der Begriff "Völkerwanderung" "hochproblematisch" und sollte nicht auf tagesaktuelle Themen angewendet werden.
Re: A. Demandt vergleicht das Ende Roms mit heute
Verfasst: 16.09.2015 09:33
von Turms Kreutzfeldt
Das hast Du super dargestellt und zusammengefaßt. Darf ich das in meinen blog übernehmen?
Dein Turms
Re: A. Demandt vergleicht das Ende Roms mit heute
Verfasst: 16.09.2015 18:19
von Blattspitze
Huch? Aber ja.
Dunkle deutsche Geschichtswissenschaft vs helle deutsche Geschichtswissenschaft?
... und wo bleibt eigentlich die "transkulturelle Archäologie"?
Re: A. Demandt vergleicht das Ende Roms mit heute
Verfasst: 12.01.2017 11:12
von Blattspitze
Da gab`s ja letztes Jahr sogar eine Tagung in Halle, ich bin mal auf den Reader gespannt:
http://www.lvz.de/Mitteldeutschland/New ... als-Chance