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Bergkristallbeil
Verfasst: 10.10.2016 16:56
von ulfr
Gefunden am Pfitscherjoch in Tirol:
https://www.academia.edu/29051668
*Staun!!!* So einen Rohling muss man erstmal finden ...
Re: Bergkristallbeil
Verfasst: 11.10.2016 15:30
von FlintMetz
Das splittert doch ohne Ende, wenn es nicht sauber überschliffen ist. Gerade bei Bergkristall! Mag ja hüsch sein, aber ist es auch sinnvoll???
Schöne Grüße...
Robert
Re: Bergkristallbeil
Verfasst: 12.10.2016 18:18
von ulfr
Also, ich habe hier mal ein großes Stück Bergkristall gehabt, das war deutlich härter als Flint (gefühlt natürlich ...) Gibt es da Unterschiede?
Un wenn de Düwel nix anneres hett, denn freet he Fleegn ...
Re: Bergkristallbeil
Verfasst: 12.10.2016 18:51
von FlintMetz
Dat hast Du schön gesagt, auch wenn ich keine Ahnung habe, was das heißt
Das mit "deutlich härter" ist wohl tatsächlich so - ich hab auch schon hi und da mal Sachen aus Bergkristall gemacht und da muss man ganz schön Gas geben bei der Druckretusche. Aber es ist eben auch irre spröde. Also - Splitter und Krümel sind da dem lustigen Holzhacker-Buam garantiert.
Schöne Grüße...
Robert
Re: Bergkristallbeil
Verfasst: 12.10.2016 18:54
von ulfr
Flintmetz, nun warst Du schon sooo oft im Norden ...
Wenn der Teufel nichts anderes hat, dann frisst er Fliegen ...
Re: Bergkristallbeil
Verfasst: 12.10.2016 18:58
von FlintSource
Der ganze Trick, warum man Flintbeile auf Sandstein schleifen kann, ist dass kristalliner Quarz gerade etwas härter ist als der amorphe Feuerstein. Für das schleifen von Bergkristall bräuchte man Topas (Mohs'che Härte 8), Korund (9) oder Diamant. Ich rieche da einen interessanten Versuch...
Aber gibt es überhaupt geschliffene Bergkristall-Beile? Es gibt diese (mehrfach??) Bergkristall-Dolche aus Spanien, die meinem Eindruck nach auch überschliffen sind, das wäre jedoch das Einzige, was mir so einfällt.
Edit:
Mein Eindruck war richtig, das Teil ist jetzt, zusammen mit anderen kupferzeitlichen Bergkristallfunden aus der Region, vernünftig publiziert mit ausgezeichneten Fotos: "
The allure of rock crystal in Copper Age southern Iberia: Technical skill and distinguished objects from Valencina de la Concepción (Seville, Spain)"
http://www.sciencedirect.com/science/ar ... 8215007582
Die autoren gehen auf technischen Gründen sogar davon aus, dass die Blanks (teilweise) sogar gesägt wurden, was ich erstaunlich fände. Wer aber auch Jadeitit sägen kann, traue ich alles zu.
Re: Bergkristallbeil
Verfasst: 12.10.2016 18:59
von FlintMetz
Ah... jetzt ja... Geschrieben ist eben was anderes, als gesprochen.
Danke...
Robert
Re: Bergkristallbeil
Verfasst: 12.10.2016 19:04
von FlintMetz
Ich kenne einige wenige FMA-Gürtelschnallen, die aus Bergkristall geschliffen wurden. Also gehen tut das schon... Das mit dem Versuch sollte man aber auf jeden Fall im Auge behalten. Ich muss mal im Keller schauen, was ich noch Bergkristall habe. Da müssen schon noch größere Teile dabei sein.
Schöne Grüße...
Robert
Re: Bergkristallbeil
Verfasst: 12.10.2016 19:07
von FlintSource
Studienausflug nach Idar-Oberstein?
Re: Bergkristallbeil
Verfasst: 13.10.2016 09:06
von ulfr
Einen Klopps Bergkristall hab ich auch noch im Keller, der würde sogar für einen etwas kürzeren Dolch reichen, wenn man ihn aufsägt. Aber das mache ich erst, wenn ich sonst nichts mehr vorhabe, da reden wir sicher über wochenlange Schleifarbeit.
Re: Bergkristallbeil
Verfasst: 13.10.2016 16:26
von Blattspitze
Interessant!
Bergkristall "fühlt" sich für mich auch nicht unbedingt als das Ideale Beil-Rohmaterial für Holzarbeiten an, dann schon eher als Bestandteil eines Meinungsverstärkers. Ein typischer weil häufiger Fund ist das ja nicht grade ...
Sagenhafte Dolchklinge, Rengert, danke.
Was die Schleifarbeit angeht, guckt mal nach Mykene, Gräberrund B:
Quelle:
http://reise-zikaden.de/peloponnes-myke ... agamemnon/
Re: Bergkristallbeil
Verfasst: 14.10.2016 10:50
von ulfr
*UFFFF*
Re: Bergkristallbeil
Verfasst: 15.10.2016 11:12
von Sculpteur
Ähm... - "Inne Not schliept de Düvel ook Kristall"...
Von jahrelanger Schleifarbeit gehe ich da nicht aus, aber das ist natürlich eine mordsmäsige Arbeit, bei der man sich eine schöne Sehnscheidenentzündung zuziehen kann...
Das Teil wird mit viel Druck auf einem stark quarzhaltigen Stein zu schleifen sein, wenn das Verhältnis zwischen Andruckkraft und freigeschliffener Schlämme stimmen. Die freigeschliffenen Quarzpartikel des Bergkristalls schleifen dann ja als Bestandteil der Schlämme auch mit. Schmiedeeiserne Steinmetzwerkzeuge werden z.B. gerne auf weichem Roten Sandstein geschliffen (z.B. Osnabrücker oder auch Elbsandstein). Eine Kombination verschiedener Sandsteinsorten zum Schleifen könnte lohnen und vielleicht auch, feinkörnigen Trümmerbergkristall herzustellen und diesen der Schleifschlämme beizufügen. Aber leider (zum Glück;) habe ich gerade keinen geeigneten Platz und auch kein Material für solche Experimente.
Herzliche Grüße,
Sculpteur
Re: Bergkristallbeil
Verfasst: 22.10.2016 22:38
von AxtimWalde
Ich habe Eure Beiträge gelesen und fand, dass man ohne viel Aufwand die Fragestellungen schnell testen könnte.
ulfr hat geschrieben:Also, ich habe hier mal ein großes Stück Bergkristall gehabt, das war deutlich härter als Flint (gefühlt natürlich ...)...
Da haben wir das Frühstücksei einmal wieder.
Ist der Bergkristall wirklich wesentlich härter als Flint? –
FlintSource hat geschrieben:Der ganze Trick, warum man Flintbeile auf Sandstein schleifen kann, ist dass kristalliner Quarz gerade etwas härter ist als der amorphe Feuerstein.
Hmmm - Stimmt das wirklich?
Nun einfach mit einer stabilen aber scharfen Kante des Bergkristalls den Flint ritzen und umgekehrt und man ist um so einiges schlauer. Man ist erstaunt – Bergkristall ritzt Flint und Flint ritzt Bergkristall (siehe Fotos).
Entsprechend dürfte die Härte annähernd gleich sein. Wie sieht es mit der Schleifbarkeit aus? Blattspitze zeigte uns mit dem Gefäß, dass es funktioniert. Es ist wahrsten Sinne des Wortes ein Feuerwerk der Freude ihn zu schleifen! Ich habe den Bergkristall einige Male über meinen Flintbeilschleifstein geschoben. Es entstand ein Feuerwerk unter dem Kristall. Dank seiner Transparenz war es vortrefflich zu sehen. Es war ein wenig schwierig diese auf zu nehmen. Der Blitz überblendete den Funkenschwall.
Ohne Blitz kann man nur ein „Wischerfoto“ hinbekommen. Filmen wäre toll, kann ich aber leider nicht. Wie dem auch sein, nach wenigen Hieben nur zum Test und für diverse Fotos hatte ich schnell ein kleine Fläch geschliffen. Sie ähnelt der Oberfläche von geschliffenem Flint, erscheint aber mehr wie durch Hammerschlag erstanden zu sein. Straiae sind nicht vorhanden. Kann aber auch an der zu kleinen Fläche liegen. Auf alle Fälle zieht mein quarzitischer leicht metamorpher Sandstein erstaunlich – auch bei Bergkristall. Ist vielleicht metamorpher Quarz härter als seine anderen Varianten?!
An und für sich gehört der letzte Test eher zum Thread „Bergkristall als Feuerschlagstein?“ aber auch hier zeigte der Bergkristall was er kann. Funktioniert wie Flint, Qualität und Quantität der Funken sind annähernd gleich!!
Re: Bergkristallbeil
Verfasst: 23.10.2016 09:29
von Trebron
Danke Kai !
Interessante Sache !!!