Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

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ulfr
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Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

Beitrag von ulfr »

In diesem Sommer haben wir diverse Experimente zur Kupferherstellung durchgeführt. Sayuri de Zilva arbeitet schon länger an diesem Thema, hat aber - im Gegensatz zu mir - keinen Garten und keine Feuerstelle. Versuche zur Reduktion von Malachit (Kupferkarbonat) sind schon früher gemacht worden, aber in fast allen Fällen wurde die Luftzufuhr über Blasebälge oder gar elektrische Gebläse bewerkstelligt. Abbildungen aus dem alten Ägypten deuten jedoch darauf hin, dass der nötige Sauerstoff schlicht mittels Blasrohren eingebracht wurde. Das haben wir nun ausprobiert und mit wechselnden Parametern - Anzahl der Bläser, Materialmengen, Holzart - Malachit zu metallischem Kupfer reduziert, meistens mit Erfolg, wobei die Resultate doch sehr unterschiedlich waren, was den Zustand des Kupfers betrifft. Aber seht selbst:

https://youtu.be/OO747eWvGME

Sayuri hat auf der diesjährigen EXAR-Tagung in Asparn einen Vortrag dazu gehalten, der in der nächsten Bilanz erscheinen wird.
Fazit: Es ist ohne Weiteres möglich, mit den im Chalkolithikum zur Verfügung stehenden Mitteln und OHNE Blasebälge metallisches Kupfer zu gewinnen. Die Versuche sollen im nächsten Jahr fortgesetzt werden, dann wollen wir auch exakte Temperaturmessungen vornehmen, dafür fehlte uns jetzt das Equipment.
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Trebron
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Re: Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

Beitrag von Trebron »

Da bin ich ja auch dran: http://www.archaeoforum.de/viewtopic.ph ... 320#p55320

Ich habe über einen befreundete Juwelier 3 kg Malachtschrott besorgen lassen und werde im kommenden März im Museum Herxheim mal ein paar Versuche laufen lassen.

Die Pelletreduktion hat bei mir auch einwandfrei funktioniert !

Wenn ihr das nächste Experiment startet, hätte ich Interesse dabei zu sein.
Sayuri kenne ich ja noch aus der Schweiz


:mammut2:
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Uff pälzisch: wä blos zurigg guggt, sieht net was uff`ne zukummd
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Sculpteur
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Re: Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

Beitrag von Sculpteur »

Fantastisch! Wann kann die erste Charge weiterverarbeitungsfähiges Kupfer bei Euch geordert werden, oder nehmt Ihr demnächst auch Gußaufträge nach Vorlagen in Auftrag? ;)

:4: :18: :27:
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ulfr
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Re: Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

Beitrag von ulfr »

Danke, aber ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird, sonst säße ich das ganze nächste Jahr mit dem Blasrohr im Garten.
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Mela
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Re: Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

Beitrag von Mela »

Cooooool!!!
(Oder besser: Hot!)

Das Atmen einfach nicht vergessen - sonst werden die BläserInnen erfahrungsgemäss auch ein bisschen grünlich, zumindest um die Nase rum...

Liebe Grüsse

Mela
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Sculpteur
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Re: Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

Beitrag von Sculpteur »

ulfr hat geschrieben:Danke, aber ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird, sonst säße ich das ganze nächste Jahr mit dem Blasrohr im Garten.
Deshalb zwinkerte der Smiley ja auch... - Respekt vor so viel Atem und Durchhaltevermögen aller Beteiligten!
:18:
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ulfr
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Re: Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

Beitrag von ulfr »

Mela hat geschrieben:sonst werden die BläserInnen erfahrungsgemäss auch ein bisschen grünlich
Zumindest kann man auf diese Art das ebenso kostenintensive wie (mancherorts noch) unerlaubte Einnehmen allseits bekannter Substanzen umgehen - einfach 40 Minuten pusten, und schon erlebt man ein paar wunderbare Momente auf Wolke 8, umsonst und draußen :9: :10: :11:

Mal im Ernst - uns ging es allen eigentlich relativ gut bis auf leichten Schwindel und Ganzkörperkribbeln, aber das kennst Du ja :3:
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Re: Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

Beitrag von Sculpteur »

Dann könntet Ihr das ganze ja als Atem- und Wellness-Seminar vermarkten und doch Kupfer in großen Mengen produzieren. ;)
Aber mal eine Frage: Das Experiment hat ja gezeigt, dass es sehr aufwändig ist, Kupfer nach diesen Methoden zu gewinnen und dass dabei verschiedene Kupfersorten mit verschiedenen Eigenschaften entstehen können. Wie sinnvoll ist es denn dann überhaupt, Rekonstruktionen, z.B. von Schneiden aus modern verhüttetem Kupfer herzustellen in Bezug auf die originalen Eigenschaften z.B. einer Kupferklinge oder Schneide?
:15:
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Blattspitze
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Re: Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

Beitrag von Blattspitze »

Mir wird immer noch schwindlig, wenn ich an die Nacht-Pust-Schmelzaktion denke! Klasse Experiment.
Dazu gibt`s doch auch passende Darstellungen aus dem Alten Reich Ägyptens?
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ulfr
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Re: Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

Beitrag von ulfr »

Sculpteur hat geschrieben:Wie sinnvoll ist es denn dann überhaupt, Rekonstruktionen, z.B. von Schneiden aus modern verhüttetem Kupfer herzustellen in Bezug auf die originalen Eigenschaften z.B. einer Kupferklinge oder Schneide?
Nun, sicher wird man damals diesen Prozess "standardisiert" haben, also genau gewusst, was wann wo wie lange usw., so dass die Resultate sicher homogener waren als bei unseren Versuchen. Und beim Einschmelzen der einzelnen Nuggets wird man ebenso darauf geachtet haben, dass nur "reines" Kupfer (irgendwas anderes ist ja immer dabei, ob nun Silber, Arsen oder sonstwas ...) in die Tiegel kam. Aber das müssen die Metaller beantworten, ich kann nur pusten :3:
Blattspitze hat geschrieben:Darstellungen aus dem Alten Reich Ägyptens
Alls her mit, wenn Du da was hast, Du bist Ägyptenspezialist. Ich weiß nicht, ob Sayuri Abbildungen besitzt, in ihrer powerpoint ist nichts abgebildet.

Oder vielleicht Mela?
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Re: Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

Beitrag von Blattspitze »

Bild
Quelle: http://www.tf.uni-kiel.de/matwis/amat/i ... 2_1_6.html

"... Mereruka in Saqqara, Egypt. It dates to the 6th dynasty, 2 450 BC - 2 350 BC..."
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Re: Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

Beitrag von Sculpteur »

ulfr hat geschrieben:...irgendwas anderes ist ja immer dabei, ob nun Silber, Arsen oder sonstwas...
Bedeutet das also, dass man sich bei entsprechender Malachit-Verarbeitungsmenge eine ordentliche Arsenvergiftung zuziehen kann? :10:

Auf Antworten von echten Metal-Fans ;) zum Thema Kupferqualität im Vergleich zu heutzutage verhüttetem Kupfer bin ich gespannt!
:18:
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Re: Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

Beitrag von ulfr »

Im Ötzibeil ist, wenn ich mich recht erinnere, Arsen enthalten, und auch Gletschmans Haare enthielten eine gehörige Menge davon:

"Der erste Kontakt von Menschen mit Arsen lässt sich aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. nachweisen: In den Haaren der im Gletschereis erhaltenen Mumie des volkstümlich Ötzi genannten Alpenbewohners ließen sich größere Mengen Arsen nachweisen, was archäologisch als Hinweis darauf gedeutet wird, dass der betroffene Mann in der Kupferverarbeitung tätig war – Kupfererze sind oft mit Arsen verunreinigt."

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Arsen

Laut Wiki ist auch Malachit giftig, und wir haben bei den Versuchen hier im Garten entsprechende Vorsicht walten lassen.
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Re: Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

Beitrag von Sculpteur »

Vielen Dank für die Infos!

Aber die Interpretationsschiene der Wissenschaftler ist ja schon recht gewagt... - Ötzis Hütte könnte sich ja genau so gut rein zufällig direkt neben dem Schmelzofen befunden haben, so dass er eben über die Haut und durch Atmen viel Arsen aufgenommen hatte. Wenn alle in einem Dorf eng beieinander wohnen, kommt es ja schon mal vor, dass es beim Nachbarn nach Fisch riecht...;)

Gibt es eigentlich Erkenntnisse darüber, Ob der Lehm am unteren Ende des Pusterohrs eher zum Abdichten des Blasrohres diente, oder mag er (vor allem oder auch) dazu gedient haben, dass das Blasrohr vor Verbrennungen geschützt wird?
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Re: Aus grün mach rot ... Malachitreduktion zu Kupfer

Beitrag von ulfr »

Es wird zu beiden Zwecken gedient haben, erstens schützt es das Holzrohr vorm Verbrennen oder zögert dieses zumindest hinaus, zum anderen haben wir festgestellt, dass bei einer zu großen Öffnung der Luftstrom sehr schnell verbraucht wird (auch wenn man eine Rudererlunge hat). Mit einer kleineren Öffnung kann man den Luftstrom dosieren und mit einmal Luftholen viel länger blasen, das schützt vor allzu derben Schwindelanfällen.
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