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Cheddar man

Verfasst: 08.02.2018 14:42
von ulfr
Einer ältesten Briten, der so genannte Cheddar Man, der vor ca. 10.000 Jahren lebte, hatte DNA-Untersuchungen zufolge offenbar dunkle Haut, blaue Augen und krauses Haar:

https://www.theguardian.com/science/201 ... is-reveals

Re: Cheddar man

Verfasst: 08.02.2018 15:28
von LS
Und übrigens haben bei den Dermoplastikern auch mal wieder die Spiegelneuronen mitgespielt...
Sieht Cheddar Man nicht aus wie der kleine Bruder von den beiden links und rechts?
https://citizen.co.za/wp-content/upload ... jpg?x68991

Re: Cheddar man

Verfasst: 08.02.2018 22:41
von Sculpteur
Frappierendere Ähnlichkeit zwischen Schöpfern und Schöpfung kann es nicht geben. :4: Auffällig auch, dass die beiden Gesichtshälften der Plastik (nach meinem Empfinden) zu perfekt symetrisch sind, was das künstliche Geschöpf sehr merkwürdig wirken lässt. Zu dem Thema gibt es sehr interessante Studien, dass zu perfekt modellierte Gesichter für Roboter auf Menschen abstoßend wirken können, weshalb sie von den Designern absichtlich leicht entfremdet werden.
HG,
Sculpteur

Vielleicht sollte man einmal Ernie und Bert die Modellierarbeit erledigen lassen, um zu einem asymetrischeren Ergebnis zu kommen.
:mammut2:

Re: Cheddar man

Verfasst: 09.02.2018 09:07
von ulfr
Sculpteur hat geschrieben: dass zu perfekt modellierte Gesichter für Roboter auf Menschen abstoßend wirken können, weshalb sie von den Designern absichtlich leicht entfremdet werden.
Ähnlich war es mit den ersten Drum-Computern Anfang der 80er - einige Zeit nach deren Einführung in die Musikproduktion wurden die Beats durch winzige Verzögerungen bzw. "Taktlosigkeiten" verändert, weil sie zu perfekt und damit abstoßend klangen.

Re: Cheddar man

Verfasst: 09.02.2018 11:04
von Sculpteur
Ein schöner Vergleich ulfr!
Er erklärt, was Musik mit ihrer starken Affinität zur Naturwissenschaft von streng mathematisch strukturierter Klangwelt abgrenzt. U.a. deshalb wird in der Robotik auch an künstlichen Stimmen geforscht, die nicht (oder nicht ausschließlich) über einen Syntheziser erzeugt werden, sondern durch tatsächliche Modulation einer Luftsäule und über künstliche Mundhöhlen, Rachenräume und Stimmritzen.

Auch ist z.B. ein solcher Vergleich erhellend im Hinblick auf zu stark an Idealisierungen orientierten Perfektionswahn, mit dem der Mensch auch im Hinblick auf "rassisches Denken" in der Geschichte schlimmstes angerichtet hat und es noch heute tut.

Bildhauerisch ist das interessant: Es ist ja bekannt, dass keine Gesichtshälfte eines Menschen wie die andere ist. Solche annähernde Perfektion findet sich allerhöchstens in menschlichen Abbildern, etwa in Form einer Skulptur oder Büste. Die Renaissance mit ihrer Anlehnung an die Antike hat es beinahe auf die Spitze getrieben. Jedoch wirken bereits die altägyptischen Ergebnisse der Bildhauerkunst dermaßen perfekt, dass es einem die Sprache verschlagen kann.

Das führt heute sogar zu entsprechenden Stilblüten: Es gibt doch tatsächlich Forschende, die behaupten, dass der bildhauende Mensch zu solcher Perfektion nicht in der Lage ist, weshalb wildeste und hahnebüchendste Theorien dazu erfunden werden.

Bildhauer, Steinmetze - und überhaupt Handwerker und Kunsthandwerker werden - vorzugsweise von Präastronautikern - gerne unterschätzt.

Die Frage ist allerdings, inwieweit ein Bildhauer seinen Drang zu allzugroßer Perfektion und der unbewussten Einarbeitung von Formzusammenhängen überhaupt steuern könnte.

Wer weiß? Hier wäre im Hinblick auf Gesichtsrekonstruktion vielleicht tatsächlich doch wieder eine Maschine im Vorteil, die nach streng berechneten Abweichalgorhytmen Unregelmäßigkeiten einbaut...

Wenn man sich aber die -im Vergleich zu Bildhauern - mehr als lahme und ungenaue Discounter-Standard-3D-Drucktechnologie heutiger Zeit anschaut, braucht man sich über das Erzielen von Ungenauigkeiten überhaupt keine Sorgen machen.
:27:
HG,
Sculpteur

Re: Cheddar man

Verfasst: 09.02.2018 14:22
von Blattspitze
"The need for artistic interpretation is greatest where only skeletal material is available, particularly for the morphology of the ears and mouth ..."
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2815945/
So sah die alte Gesichtsrekonstruktion des Cheddar man aus:
Bild
Quelle: http://news.bbcimg.co.uk/media/images/5 ... 115_-1.jpg
Bei der neuen finde ich die Ähnlichkeit mit ihren "Vätern" auch auffällig, allerdings sieht die Reko hier im Video
http://www.bbc.com/news/science-environment-42939192
nicht so streng symmetrisch aus, oder?
Die Hautfarbe und der Kontrast zur Augenfarbe sorgt wahrscheinlich eher für Aufsehen auf der Insel, wobei die hier manifestierten Ergebnisse der DNA Analyse ja eher Interpretationen von Wahrscheinlichkeiten darstellen.
Die Genetiker sind ja die diejenigen, die vermehrt Unterschiede zwischen Gruppen erforschen, z.B. von Hautfarben
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5487854/
und ich bin mir nicht sicher, ob das zu irgendeinem Zeitpunkt nicht doch wieder in der entgegengesetzten Richtung interpretiert werden wird, also nicht im Hinblick auf Gemeinsamkeiten, und dann wieder Futter für die Bösen sein wird.

Re: Cheddar man

Verfasst: 09.02.2018 14:49
von Sculpteur
An den unterschiedlichen Aufnahmen kann man einmal sehen, wie stark Beleuchtung, Lichtqualität, Beleuchtungsrichtung und Hintergrund die Wirkung einer "Gestalt" verändern können.
Aber die Wahrnehmung von mehr oder weniger Symetrie ist ja auch subjektiv sicherlich unterschiedlich.

Nichtsdestotrotz sind die feinen Oberflächenunterschiede in der dunkleren Aufnahme (erste Variante) wesentlich schlechter wahrzunehmen und die Augen wirken dort stärker und sehr symmetrisch (auf mich).

Aber mal ehrlich: Wenn die Spannbreite "mal eben" von ehemals Frodo auf neuerdings Aragorn gespannt wird, dann besorg ich mir demnächst auch einen Haufen Plastilin und habe einen neuen Job. :2: :27: .

Wer auf der Suche nach menschenverachtendem "Futter" ist und Gleichartigkeiten ignoriert, wird leider immer auch zurechtgeschneiderte Argumente finden; ganz gleich, was die eigentlichen und ursprünglichen Zusammenhänge sagen. Dann wird auch versäumt und vermieden, in den Spiegel des andern zu schauen und sich selbst zu erkennen.

Aber deshalb hat die Natur ja auch z.B. den Gegenwind erfunden.

HG, Sculpteur.