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Schwert in Rückenscheide? Das gab?s!

Verfasst: 20.05.2006 21:54
von Steve Lenz
Ich habe mich immer amüsiert, wenn ich auf MA-Märkten die "Recken" mit ihren auf die Rücken geschnallten Schwerten daherkommen sah - ebenso lachte ich, wie B. Pitt sein Schwert in "Troja" über der Schulter trug...

Und dann finde ich heute bei einer routinemäßigen Recherche das Bild einer mykenischen Vase (und die Umzeichnung der Szene):

Bild

(Quelle: Admin)

Der "Krater von Philakokkinos" - für mich sieht das (tatsächlich) so aus, als würden die beiden Pferdeführer ihre Schwerter auf dem Rücken tragen!

Man lernt nie aus...

Bei näherem Überlegen bieten sich manche bronzezeitliche Schwerttypen dafür geradezu an!

Verfasst: 21.05.2006 07:55
von S.Kahnert
Da geb ich dir Recht.
Dennoch darf man dies nicht als Generalabsolution verstehen, sein Schwert auf dem Rücken zu tragen.

Möglicherweise ist es so, dass bei langen "friedlichen" Märschen das Schwert auf dem Rücken getragen wurde, mit der restlichen Ausstattung.
Das ganze Gebambel "wie man bei uns so schön sagt ;) " am Gürtel ist bei längeren Strecken eher hinderlich.

Nur so ne Überlegung.

Verfasst: 21.05.2006 10:08
von Bullenwächter
Ich würd es lieber sehen, wenn das Schwert IM Rücken des Mannes auf der Vase steckt - dann hätten WIR nämlich einen Beleg dafür :twisted: :twisted: :twisted:

Es gibt aber genug durchdiskutierte und ausprobierte Gründe die gegen eine Schwertscheide auf dem Rücken sprechen, abgesehen vom Schwert als Marchgepäck.

Andi

Verfasst: 21.05.2006 10:36
von Steve Lenz
Dennoch darf man dies nicht als Generalabsolution verstehen, sein Schwert auf dem Rücken zu tragen.


Seh?ich ebenso - als bequemere Transportmethode über längere Distanz o.ä., aber nicht generell im Rahmen einer Trachtausstattung. (Gibt ja auch Darstellungen von Kriegern, welche ihre Schilde auf den Rücken geschnallt tragen! (Ist einfach praktisch, that?s it!)

Verfasst: 23.05.2006 10:21
von Thomas Trauner
Na ja, jetzt habe ich wieder das Problem, dass mit die Belege nicht einfallen...aber:
Es gibt tatsächlich Spätkeltische (Mittel-La-Téne...)Krieger-Figurinen aus Ton, die das Schwert tatsächlich auf dem Rücken tragen. Es gibt sogar zumindest einen Grabfund (wie die Figurinen auch aus Frankreich, wenn ich mich recht entsinne) bei der das Schwert unter der Wirbeläule lag. Veröffentlicht in einem der zahllosen Archäologischen Korrespondenzblättern..

Ich tippe da natürlich auch auf leichteren Transport und nicht auf Conan-mässiges Gehabe. :twisted:

Thomas

Verfasst: 11.12.2007 22:05
von The Sarmatian
Also irgendwie find ich das völlig normal, Schwerter auf dem Rücken zu tragen :D weiss auch nicht wieso.

Verfasst: 11.12.2007 22:15
von Steve Lenz
Also irgendwie find ich das völlig normal, Schwerter auf dem Rücken zu tragen weiss auch nicht wieso.


Ninja?
Larper?
MA-Marktgänger? :twisted:

Verfasst: 12.12.2007 08:47
von abundantes
fernsehen.

Verfasst: 12.12.2007 16:58
von The Sarmatian
a) Ninja
b) Filme (Gladiator, histroisch an vielen Stellen sowas von falsch)
c) Logik (was ich meine ist, zweihändige Schwerter oder - Äxte, die nicht unbedingt sehr groß aber schwer sein müssen, sodass sie auf dem Rücken gut aufgehoben sind)

Larper :lol: der war gut. Also ich bin keiner, auch wenn ich gerne Bogenschiessen ohne Schutz mach (ist was für Noobs) - bin allerdings ein Anfänger, das kann man schon sagen.

Verfasst: 05.02.2008 03:03
von Steve Lenz
Mittlerweile gewinne ich den Eindruck, dass die Schwerter gar nicht auf dem Rücken, sondern vor der Brust hängend dargestellt sein könnte.

Folgende Hinweise/ Belege:

Statuen mit sehr detailierter Darstellung der Schwertaufhängung aus dem italischen und celtiberischen Raum (zwar später, m.E. durch die hohe technische Entwickung als bereits älter in Verwendung zu vermuten), sowie einige Details des "Seevölker"-Wandreliefs von Medinet Habu.

Einige spätbronzezeitliche Scheidenmundbleche mit besonders gewinkelter Öse, des weiteren ein asymetrisch M-förmiger Gegenstand, welcher als Aufhängung eines Schwertes angesprochen wird.

Interpretation unter Berücksichtigung taktischer und komfortabler Faktoren:

Schwert vor der Brust erlaubt Beinfreiheit und ist besser erreichbar als Schwert auf dem Rücken. Ist bei Bedarf schneller zu zücken als auf dem Rücken (vorausgesetzt, es gab zu dieser Zeit Bedarf einer spontan-reaktiven Taktik mit dem Schwert).

Beschaffenheit der Aufhängungen und Länge eines Großteils der Schwerter erlauben ein schnelles Blankziehen der Waffe in die obere Haltung mit nach vorne gerichteter Spitze (eine "Kampfstellung", welche durch Darstellungen auf mykenischen Siegeln bestätigt wird). Dem kommt entgegen, dass sich die weidenblattförmigen Klingen hervorragend zum Stich eignen.

Hinzu kommt, dass die Schwertscheide eine Schutzfunktion der rechten Torsoseite einnehmen kann, welche ohnehin besonders gefährdet ist.

Ich werde mal einige der Aufhängungen nachbauen und diverse Beriemungen als Brustholster ausprobieren.

Verfasst: 05.02.2008 10:37
von Giraut
Nun, ich möchte nicht was zu Quellen sagen, die ich mangels Sachwissen um die bezügliche Zeit nicht kompetent quellenkritisch auswerten kann.
Dennoch wage ich mal meine Beobachtung zu formulieren, dass ich da durchaus deutlich Schwerter HINTER dem Rücken und nicht vorn sehe:

Bild

Allerdings sehe ich dort auch, dass die Person offensichtlich Pferde versorgt o.ä. (ja ich weiß: Gefahr der Fehlinterpretation, sagte ich ja bereits), insofern hier zumindest aus heutiger moderner Sicht die Vermutung sich dem modernen Betrachter aufdrämgt, dass der Waffenträger die Waffe nicht für den Gebrauch trägt. Aber ich betone nochmals: für diese Zeit und Kultur fehlt mir die Sachkompetenz zu kompetenter Quellenauswertung.

Verfasst: 05.02.2008 10:41
von Steve Lenz
Und wo liegt die Garantie, dass uns hier nicht der Rücken zugewandt wird? :wink:

Verfasst: 05.02.2008 10:48
von Giraut
Das ist wahr.
Fiel mir soeben auch auf.
Guter Punkt, du hast Recht.
(Immer diese eingefahrenen Sichtweisen, bin ich mal wieder drauf reingefallen)

Verfasst: 06.02.2008 07:45
von XorX
Servus!

Wenn uns diese Figuren hier den Rücken zuwenden ( was auch die Form der "Buckel" andeutet) , dann zeigen die Griffe der Schwerter allerdings nach links...
Also entweder alle Linkshänder oder doch nur zum arbeiten verstaut.

der XorX

Verfasst: 06.02.2008 08:03
von Chris
Nur so als Denkanstoß:
Ich möchte mal an die Bogenschützen auf dem Teppich von Bajeux erinnern, die rennen und dabei den Pfeilköcher auf dem Rücken statt am Gürtel tragen............................................