Tripolje zu undemokratisch?
Verfasst: 02.10.2019 08:41
Sehr weitgehende gesellschaftspolitische Schlußfolgerungen wagen Kieler Archäologen ausweislich dieses Artikels
https://www.wissenschaft.de/geschichte- ... labierten/
Die Arbeit selbst habe ich nicht gelesen, weil ihr Englisch für mich unverdaulich ist. Die Schlußfolgerungen ausweislich des Artikels aus wissenschaft.de scheinen mir aber gewagt.
Daß bei zunehmender Bevölkerung Versammlungshäuser geräumiger werden, leuchtet ja ein. Aber daß die plausible Zentralisierung der Herrschaft zu einem Niedergang der Kultur oder Rückgang der Bevölkerung geführt haben soll, widerspricht wohl allen historischen Erfahrungen, soweit Geschichtsschreibung zurückreicht. Die großen Reiche der frühen Antike waren alle monarchisch-zentralistisch und brachen nicht von selbst zusammen.
Hinsichtlich der Tripolje-Kultur entspricht mein Wissensstand dem, was WILDE 2014 S.28 schreibt:
"Traditionell wird das Zerfallen der Cucuteni-Tripolje-Kultur als Folge einer Bedrohung oder sogar Invasion aus der Steppe gesehen (Gimbutas 1956, Dergačev 1998, Anthony 2007). Rassamakin (1999: 114)interpretiert die Daten umgekehrt, nämlich, dass die immer weiter in die Steppe vordringenden Gruppen derTripolje-Kultur die dortigen Entwicklungen vorantrieb. Als Hinweise hierfür dienen ihm vor allem die weitverbreiteten Tripolje-Importe im Steppenraum. Sollte zwischen den beiden Kulturräumen Genfluss stattgefunden haben, könnte dessen Richtung zur Überprüfung und Klärung dieser unterschiedlichen Sichtweisen beitragen." (https://publications.ub.uni-mainz.de/th ... f/3975.pdf).
https://www.wissenschaft.de/geschichte- ... labierten/
Die Arbeit selbst habe ich nicht gelesen, weil ihr Englisch für mich unverdaulich ist. Die Schlußfolgerungen ausweislich des Artikels aus wissenschaft.de scheinen mir aber gewagt.
Daß bei zunehmender Bevölkerung Versammlungshäuser geräumiger werden, leuchtet ja ein. Aber daß die plausible Zentralisierung der Herrschaft zu einem Niedergang der Kultur oder Rückgang der Bevölkerung geführt haben soll, widerspricht wohl allen historischen Erfahrungen, soweit Geschichtsschreibung zurückreicht. Die großen Reiche der frühen Antike waren alle monarchisch-zentralistisch und brachen nicht von selbst zusammen.
Hinsichtlich der Tripolje-Kultur entspricht mein Wissensstand dem, was WILDE 2014 S.28 schreibt:
"Traditionell wird das Zerfallen der Cucuteni-Tripolje-Kultur als Folge einer Bedrohung oder sogar Invasion aus der Steppe gesehen (Gimbutas 1956, Dergačev 1998, Anthony 2007). Rassamakin (1999: 114)interpretiert die Daten umgekehrt, nämlich, dass die immer weiter in die Steppe vordringenden Gruppen derTripolje-Kultur die dortigen Entwicklungen vorantrieb. Als Hinweise hierfür dienen ihm vor allem die weitverbreiteten Tripolje-Importe im Steppenraum. Sollte zwischen den beiden Kulturräumen Genfluss stattgefunden haben, könnte dessen Richtung zur Überprüfung und Klärung dieser unterschiedlichen Sichtweisen beitragen." (https://publications.ub.uni-mainz.de/th ... f/3975.pdf).