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Wagen in den Gallischen Alen?

Verfasst: 09.06.2006 10:09
von Albusfons
Jonathan P. Roth schreibt in seinem Buch:" The Logistics of the roman army at war" (1999)

Caesar mentions that Gallic cavalry used wagons to carry their gear, ?according to [their] custom?. Caesar?s reference suggests that auxiliary troops, at least in the Late Republic, were responsible for their own transportation. This may be applicable to the Principate as well: auxiliary units were usually garrisoned separately and they must have had some sort of transport system.

Auf der Trajansäule sind auch Wagen abgebildet und die Gallier waren für ihren Wagenbau berühmt.

Was haltet ihr von der Theorie, das die gallischen Alenreiter ihr Hab und Gut während des Prinzipats noch immer mit Wagen transportierten?

Wenn ja, wieviele Wagen schätzt ihr pro turma. Eingeteilt in 4 contubernia, wären im normalfall mindestens 4 Maultiere zu erwarten, wahrscheinlich mehr, da sicherlich auch Proviant für die Pferde transportiert werden musste. Wagen hätte damit sowohl zum Transport von Zelten, Proviant und eventuell Schanzmaterial gedient. Die Pferdeknechte hätten mit den Wagen fahren können. Der Einsatz von Wagen reduziert auch die Schwierigkeiten Ersatzpferde mitzuführen, diese hätte man einfach an die Wagen anbinden können.
Das Problem ist die Geländeanfälligkeit von Wagen, doch die trifft auf die Kavallerie ohnehin zu, und zumindest auf Feldzügen, wahren ja eh eine Menge Wagen aufgrund der Legionsartillerie dabei, damit hätten die Kavalleriewagen keine größere Belastung dargestellt.

Geht man davon aus, dass die Auxiliarzelte den Legionärszelten vergleichbar waren, dann müssen sich verhältnismäßig groß gewesen sein ich würde daher ein ein contubernium pro Wagen rechnen, mit Verpflegung für acht Mann und acht Pferde wäre ein solcher Wagen sicherlich gut beladen gewesen. Während des Nachtlagers hätte er dann auch noch als Nachtlager für den zugeordneten Pferdeburschen gedient.

Verfasst: 14.06.2006 23:48
von C. Koepfer
Ist eine Theorie, ja, aber ohne jeglichen Beleg.
Das Problem ist die Geländeanfälligkeit von Wagen, doch die trifft auf die Kavallerie ohnehin zu
Hä? Ich sehe da schon Unterschiede zwischen Wagen und Pferden.

Und müssen die Reiter denn zwangsweise Zelte gehabt haben? Und die Ersatzpferde kann man relativ leicht mit sich führen, nämlich indem man den Pferdeburschen draufsetzt.

Man kann es nicht ausschliessen, darauf kann man sich hier vielleicht einigen...

Verfasst: 15.06.2006 13:50
von Medusa
Caius hat geschrieben:Und die Ersatzpferde kann man relativ leicht mit sich führen, nämlich indem man den Pferdeburschen draufsetzt.
Ein Pferd muß nicht immer unbedingt von einem Reiter geführt werden, man kann es auch als Handpferd mit sich führen, in dem der Reiter den Zügel von dem Handpferd auch noch in die Hand nimmt und es somit neben dem berittenen Pferd nebenher läuft.

Das gilt natürlich nur auf einem Marsch und nicht in der Schlacht. Und da können ja dann die Pferdeburschen auf die Pferde aufpassen, man braucht also nicht genauso viele Burchen wie überschüssige Pferde.

Verfasst: 03.07.2006 22:36
von Albusfons
Das die Römische Armee Wagen mit sich führte ist belegt (wenn auch wahrscheinlich hauptsächlich für die Artillerie) damit hätten Wagen der Kavallerie die Armee nicht stärker aufgehalten. Wagen müssen auch nicht zwangsläufig total geländeunfähig sein, immerhin hatten die Britanier Streitwagen auf einer Insel eingesetzt wo es nun wirklich keine Straßen oder große offene Steppen gab.

Der Vorteil von Wagen ist meiner Meinung nach, dass man große Mengen Futter, Ausrüstung und so weiter transportieren kann. Statt sechs Maultieren hätte man vielleicht einen Wagen mit zwei Maultieren, das verbraucht weniger Futter, muss weniger gepflegt werden und kann etliches mehr transportieren. Das ich bei den Wagen ausgerechnet auf die Kavallerie komme liegt an dem Caesar Text. Das muss schließlich irgendeinen Sinn gehabt haben, sonst hätte Caesar die Sitte ja nicht weitergeführt.

Nach dem was ich gelesen hatte, setzten die Römer Pferde generell nicht als Packpferde ein. Abgesehen von dem Hafersack trugen sie nicht viel Futter mit sich. Ab dem Augenblick wo man größere Kavallerieverbände m Einsatz hat, braucht man sehr große Mengen Futter, möglicherweise soviel das die Ernährung aus dem Land heraus nicht mehr gewährleistet werden kann. In so einem Fall braucht man Heu.
Hier erscheint es doch sinnvoll, zwecks Einsparung von Heufressern die Zahl der Maultiere durch Wagen zu reduzieren.

Verfasst: 04.07.2006 18:32
von Chris
Albusfons hat geschrieben: Ab dem Augenblick wo man größere Kavallerieverbände im Einsatz hat, braucht man sehr große Mengen Futter, möglicherweise soviel das die Ernährung aus dem Land heraus nicht mehr gewährleistet werden kann. In so einem Fall braucht man Heu.
Vorsicht, als "Marschverpflegung" ist Heu gänzlich ungeeignet: Rauhfutter (also Heu und Stroh) haben im Vergleich zum großen Volumen und Gewicht eine geringe Menge an Energie, das Fressen dauert lange und die Verdauung auch. Und die moderne Ballenpresse, die aus riesiegen Heuhaufen handliche Ballen macht, gabs auch noch nicht...

Wenn mitgeführtes Futter, dann Getreide. Da ist das Verhältnis Volumen / Gewicht / Energie viel besser.

Und Gras, Blätter und ähnliches Grünfutter wächt nun mal fast überall, so daß die Pferde nachts ihren Energiebedarf decken konnten.
(Eigene Anschauung auf mehrwöchigen Wanderritten ind Deutschland und Island....)

Außerdem brauchten die Pferde der röm.. Kavallerie nicht die Futtermengen, die ein heutiges Reitpferd braucht, sie waren kleiner, wahrscheinlich zäher und damit deutlich genügsamer. Vergleichbar mit heutigen Kleinpfernde wie dem Camargue, Haflinger, Norweger und Cob...
Die Menge an Grünfutter, die ein Pferd frisst, während sein Reiter schläft, reicht für ein Kleinpferd meist aus (Pferde schlafen ja nicht so wie Menschen, sie dösen über den Tag / die Nacht verteilt ein paar Stunden in kurzen Abschnitten - also hane sie auch nachts "Zeit" zum Fressen).


Mitführen von Ersatzpferden: Ein Reiter kann problemlos zwei (trainierte) Handpferde mitführen, außerdem können Ersatzpferde für den Wagen an diesm angebunden mitlaufen.
Und auch eine freilaufende Herde von Ersatzpferden ist möglich, das wird heute z.B. in Island noch so gemacht: Wir waren mit 7 Leuten und 30 Pferden unterwegs, da kümmern sich immer die hinteren drei Reiter um die Herde und sorgen dafür, das alle mitkommen. Pferde sind Herdentieren, die sich nicht unbedingt freiwillig allein in die Wildnis absetzten, sie bleicben eher bei der Herde, weil sie nicht allein zurückbleiben wollen. Dabei haben die freilaufenden Pferde übrigens auch Gelegenheit, zu fressen....

Verfasst: 04.07.2006 19:29
von Albusfons
Dann gehen mir langsam die Ideen aus, welchen Sinn soll es für die Gallier gehabt haben Wagen mitzunehmen? Aus Bequemlichkeit? Wollte Caesar kein Geld für weitere Maultiere ausgeben?

Zu dem Abends fressen: Ich muss zugeben das ich keine Ahnung von Pferden habe, und die Autoren der Bücher die ich bislang gelesen habe möglicherweise auch nicht. Aber wenn man die Tiere nachts im Lager hat und Tagsüber unterwegs ist, bleibt wahrscheinlich nicht soviel Zeit um immer genügend Futter für die Tiere heranzuschaffen. Der Einsatz in einer Armee mit vielen tausend Menschen und hunderten von Pferden ist denke ich nicht umbedingt mit einem Wanderritt zu vergleichen. Junkelmann schätzt die Pferdezahl einer Ala auf 800 Tiere ich weiß nicht ob es möglich ist eine so große Zahl von Tieren zu ernähren, erst recht nicht wenn man bis zu 16 Alen wie im pannonischen Krieg mit sich führt (auch wenn es sich dabei hauptsächlich um Papiereinheiten gehandelt haben mag). Wenn ein Pferd pro Tag 1,65 k. Gerste bekommen soll, sind das 1 320 k. für eine Ala pro Tag, für 2 Wochen 18 480 k.. Dazu kommen um die 4 k. Grünfutter pro Tag also 3200 k pro Tag, oder 44800 in zwei Wochen. Selbst wenn man einen Teil des Grünfutters aus dem Land bekommen konnte, große Mengen mussten sicherlich mitgeschleppt werden und hier mögen Wagen sich bei passender Bauweise und halbwegs passablen Gelände als brauchbar erwiesen haben. Schließlich sparen sie zusätzliche Esser ein.