Hallo Sven,
sehr spannend!
Das interessiert mich jetzt: Hast Du die Möglichkeit, Makroaufnahmen von den Oberflächen zu machen?
Ein Aspekt, der mir noch eingefallen ist, den ich bisher physikalisch noch nicht ganz nachvollzogen habe im Hinblick auf mikrostrukturelle Veränderungen und den wohl nur ein Experte beantworten kann, ist potenziell die Oberflächenspannung einer Gesteinsoberfläche:
Unter anderem die Oberflächenspannung eines Gesteins führt (je nach Gesteinsart und spezifischer Beschaffenheit) zu der Art und Weise, wie z.B. Abschläge abreissen. Beeinflusst von der Oberflächenspannung (und der Spannung in einem Gesteinsstück insgersamt) entstehen unter Krafteinwirkung (z.B. direkte oder indirekte Retrusche) also entsprechende Schlagverläufe, bzw. Abspaltungsverläufe mit entsprechender Oberflächenausbildung.
Es ist nur eine vage Vermutung, die vielleicht als Unsinn abgetan werden kann, aber die Oberflächenspannung eines Gesteins äußert sich ja theoretisch im physikalischen Sinne auch durch eine Veränderung des kristallinen Gefüges eines Gesteins (verketteter, bzw. vergitterter kristalliner Aúfbau, der durch entsprechende Bearbeitung stellenweise auseinandergerissen wird).
Inwieweit die gesteinsspezifische kristalline Verkettungsart bei spezifischer Bearbeitung von Oberflächen besonders anreizen kann, eine Patina auszubilden oder zu begünstigen, bzw. wie die Oberflächenbildung dadurch beeinflusst wird, wäre meines Erachtens zu beforschen oder zu widerlegen, falls diese Idee jetzt nciht zu spinnert ist.
Wenn Du willst, schicke mir ein Stück zur Ausleihe, dann mache ich Makroaufnahmen in 20-facher Vergrößerung davon
[{Nachtrag:]
Wow! Bild 2 und 3 in Deinem vorherigen Post haben massive Ähnlichkeit mit den von Stocks beschriebenen altägyptischen Flint-Endscrapern!
Mit diesen haben die alten Ägypter laut Stocks Gesteinsoberflächen bearbeitet. Ich habe mich bereits länger gefragt, wie sich die von Stocks beschriebenen Stücke herstellen lassen, jetzt weiß ich es ungefähr. Ich habe bisher vermutet, dass es sich nicht unbedingt um gezielt hergestellte Werkzeuge, sondern um übrigebliebene Kerne von der Klingegherstellung handelt. Ob dem so ist, wäre noch herauszufinden.
QUELLEN:
Stocks, Denis A.: Experiments in egyptian Archaeology - Stoneworking technology in Ancient Egypt. Verlag Routledge,
Taylor & Francis Group, London; New York, 2004.