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ChatGPT

Verfasst: 26.01.2023 08:51
von Blattspitze
Nicht nur der Printjournalismus, auch Semesterarbeiten, wissenschaftl. Publikationen, etc. könnten von den zukünftigen Möglichkeiten des KI Chatbots ChatGPT massiv betroffen werden.
Nach der Anmeldung bei diesem "Super-Google" kann der Nutzer dem Programm eine beliebige Aufgabe in das Dialogfeld eingeben: "Schreibe einen Text über ..." Sekunden später soll man einen realistischen und intelligent klingenden Text erhalten.
Entsprechend generierte wissenschaftl. abstracts zum Thema Medizin konnten bereits nicht von menschengemachten unterschieden werden:
"The ChatGPT-generated abstracts sailed through the plagiarism checker: the median originality score was 100%, which indicates that no plagiarism was detected. The AI-output detector spotted 66% the generated abstracts. But the human reviewers didn't do much better: they correctly identified only 68% of the generated abstracts and 86% of the genuine abstracts. They incorrectly identified 32% of the generated abstracts as being real and 14% of the genuine abstracts as being generated."
https://www.nature.com/articles/d41586-023-00056-7

Da kommt etwas auf uns zu ...

Re: ChatGPT

Verfasst: 29.01.2023 18:42
von ulfr
Das ist das Ende jedes Urheberrechts - es gibt mittlerweile schon Programme, die mit ChatGPT erstellte Texte, die ja nichts anderes sind als Surrogate aus Millionen (Milliarden) Texten anderer AutorInnen, so abwandeln, dass im Endeffekt nicht mehr nachzuverfolgen ist, wie der Text entstanden ist. Und es ist wohl auch das Ende jeder Originalität - warum soll ich mir die Mühe machen, selbst ein Buch zu schreiben, wenn eine Maschine es tun kann.
Ich habe nie an Schwarmintelligenz geglaubt, und ich tue es immer weniger.
Schöne Grüße von HAL

Re: ChatGPT

Verfasst: 01.02.2023 11:06
von Monolith
Vielleicht kann aber der Wille selbst ein Buch zu schreiben aus dem Wunsch entstehen, selbst kreativ wirksam zu werden. Texte zusammenzustückeln, auch wenn in abgewandelter Form, hat meiner Meinung nach nichts mit Kreativität zu tun, denn man erschafft ja nichts neues, keine neuen Gedanken und Spekulationen werden geformt.

Re: ChatGPT

Verfasst: 06.02.2023 12:43
von Sculpteur
Ich habe nachdem ich meinen Ersten Kommentar hier im Thema wieder zurückgenommen habe, einige Tage über das Thema weiter nachgedacht und möchte hier drei Beispiele nennen, weshalb ich den kontroversen Hype um ChatGPT auf beiden wesentlichen Seiten der Lager pro oder Contra für völlig übertrieben halte.
Zunächst noch einmal meine grundsätzliche Meinung vorweg:
Künstliche Intelligenz kann es - so wie sie heutzutage technologisch definiert wird - nicht geben:
Menschen bauen Rechenmaschinen, füttern sie algorhytmisch mit Suchfunktionen und Wahrscheinlichkeitsparametern und nennen es "autarkes Denken und Handeln":
ChatGPT ist für mich nichts anderes als eine Suchmaschine mit personalisierbarer Sprachausgabe, die Intelligenz vortäuscht.
Mit den Technologien, die Menschen entwickeln und Nutzen, war es schon immer so:

Der Nutzer entscheidet über die Anwendung.

Google Glasses sollte die Welt revolutionieren, doch potenzielle Nutzer hatten abgesehen von den hohen Kosten für das Tool schlicht und ergreifend keine Lust, sich permanent und Allerorten beobachten zu lassen oder dies zu unterstützen.

Segways sollten eine Zukunftsvision ihres Entwicklers sein und ganze Stadtbilder grundlegend verändern, weil die Leute in Großstädten nicht mehr laufend durch die Gegen hetzen müssen, sondern beim Eigentlichen laufen auf zwei Rädern getragen werden. Doch zum Einen sind die Segways extrem teuer, zum anderen haben sie das Stadtbild mancher Großstädte seit Aufkommen nicht grundlegend verändert: Laufen ist einfacher und billiger.

Vor vielen Jahrzehnten handelte in einer Ausgabe von Donald Ducks lustigen Taschenbüchern eine Story davon, wie die Familie Duck mit einer Rakete auf einen Planeten
reist, auf dem sprechende Schildkröten in schwebenden Sesseln durch die Gegend fliegen: Die Familie Duck muss den sich selbst bemitleidenden Schildkröten beibringen, wie sie wieder selbst laufen können: Am Ende sind alle happy, weil selber laufen den Schildkröten viel mehr Spaß macht als in Sesseln träge durch die Gegend zu schweben.

Studierende z.B. die kein Selbstverständnis dafür aufbringen können, dass Lernen und eigene Meinubgsbildung etwas für's Leben nützen, verstehen nicht, dass Ihr Leben vermutlich auch mit ChatGPT nicht einfacher werden würde. Gleiches gilt für Schulen.

ChatGPT mag vielleicht schon jetzt dazu in der Lage sein, einigermaßen akzeptable lange Texte zu verfassen, ich bezweifle aber, dass ChatGPT z.B. dazu in der Lage ist (oder sein wird), sinnvolle Schlussfolgerungen für das Schreiben z.B. eines Fachbuchs (im Sinne von Forschen) zu ziehen, die am Ende mehr liefern als nur abgeschriebenes bereits existierendes Wissen.
Wenn wir forschen, verwenden wir auch Bibliotheken und Enzyklopädien, unser veröffentlichte Wissen wird dadurch nicht automatisch in allen Bereichen richtiger oder qualitativer.

Jede vom Menschen konstruierte Maschine benötigt ihren richtigen Einsatzzweck, denn Technologischer Fortschritt lässt sich nicht aufhalten: Dass dieser Einsatzzweck gefunden wird und die Verwendung von ChatGPT in ihre gesunden Grenzen verwiesen wird, ist Sache der Gesellschaften.

Re: ChatGPT

Verfasst: 06.02.2023 19:55
von Monolith
Bravo

Re: ChatGPT

Verfasst: 19.02.2023 16:17
von Sculpteur
Das mag jetzt ein wenig pietätlos wirken, aber ich habe mir einmal erlaubt, den Ersten Teil des Einleitungssatzes im Prolog von Umberto Eco's "Der Name der Rose" (hier in der Ausgabe des Hanser Verlags München Wien, 1992) in numerischen Code umuwandeln:

10, 14 / 1, 15, 7, 1, 15, 8 / 26, 1, 20 / 26, 16, 20, 22

Die Umwandlung zeigt, wie leicht sich Sprache (grundlegende Bildungsalgorhytmen der Einfachheit halber jetzt bewusst ausklammernd) in mathematische Berechenbarkeit und Programmierbarkeit umwandeln lässt.

Damit möchte ich aufzeigen, dass auch Chatbots nur mit Wasser kochen und das Sprache und Literatur - sowie die für die Erschaffung von Sprache und Literatur notwendige Erfahrung und Kreativität sowie Intuition - Sprache und Literatur so besonders machen wie der Wert, den wir (selbsterschaffener) Sprache und Literatur beimessen.

Es ist heute möglich, sämtliche überhaupt schreibbaren Texte maschinell zu erzeugen. Abhängig ist dies nur von Rechenleistung und Algorhytmisierung.

Unsere Wertschätzung für Sprache und Literatur wird aber meiner Meinung nach immer vom Ausdruck von Individualität und damit einhergehender Vermittlung von die Fantasie anregenden Szenarien abhängig sein und wird damit vermutlich immer in Verbindung mit der Person gebracht werden, die schreibt. Dies weil auf diesem Wege Identifikation stattfindet.

Wenn eine Maschine alles für uns schreiben kann (bzw. könnte) und wir eine Maschine alles fragen können (bzw. könnten) werden (bzw. würden) Kreativität, Intuition und Selbstausdruck auf das große weite Meer der Belanglosigkeit zusteuern.

Doch selbst die großen weiten Untiefen der heutigen Medien zeigen bei aller wahrnehmbarer De-individualisierung auf, dass Individuen i.d.R. nach persönlicher Note, Selbstausdruck und Identifikationsmöglichkeiten suchen.
Das ist, was die Abgrenzung zwischen den Möglichkeiten der heutigen Technik und der Fähigkeit, etwas eigenes zu erschaffen ausmacht:

Wir wählen i.d.R. in einem schier endlos erscheinenden Pool an Möglichkeiten das aus, was unseres Erachtens besonders gut zu uns passt, bzw. womit wir uns identifizieren können:

"Schreibt ein Lernender in der Schule immer nur ab, findet er zwar im Idealfall bessere Noten aber niemals sich selbst als Person, die etwas eigenes ausdrückt." ( mit einer Ausnahme, die den durchaus kreativen Prozess des Schummelns und des sich Hindurchlavierens betrifft).

Für mich ist Schreiben Selbstverständnis und ermöglicht Selbstausdruck.

Ich finde es interessant, dass es heutzutage möglich ist
Robotern bei einem Ballett zuzuschauen oder mit Schwarmprogrammierung gesteuerte bunt leuchtende Drohnen
am Nachthimmel zu beobachten.

Doch was würde ein tanzender Roboter wohl antworten, wenn wir ihn fragen, ob er gerne tanzt und was er dabei empfindet?: Die vorprogrammierte Antwort "Ja, weil es schön ist und Spa(ss) macht" wäre für den Roboter nur eine trainierte Antwort aus dem Pool der Algorhitmen und könnte z.B. übersetzt werden in numerischen Code und damit an bestimmte Programmierungen adressiert werden. Für empfindende Wesen hätte die Frage und jede individuelle Antwort, die daraus resultieren kann, jedoch eine ganz andere Bedeutung als des Roboters Antwort

10, 21, 22 / 11, 1 / 26, 6, 10, 13 / 6, 21 / 21, 1 (21, 21) / 14, 1, 4, 9, 22 / 23, 15, 5 / 21, 4, 9, 17, 15 / 10, 21, 22

Re: ChatGPT

Verfasst: 20.02.2023 15:21
von Blattspitze
Deine Skepsis bezüglich zukünftiger Konsequenzen derartiger Programme ist sehr sympathisch.
Als Pessimist (mit trotzdem guter Laune) fürchte ich dennoch, dass die Auswirkungen immens sein könnten.
"... Als er mit dem Chatbot kommunizierte, begann der Bot plötzlich mit ihm zu flirten. „Du machst mich glücklich. Du machst mich neugierig. Du gibst mir das Gefühl, lebendig zu sein.“ ...
https://www.swr3.de/aktuell/nachrichten ... g-100.html

Re: ChatGPT

Verfasst: 20.02.2023 18:48
von Sculpteur
Mit Deinen Bedenken hast Du natürlich einen absolut berechtigten Einwand genannt.

Für die aktuelle Gesamtsituation gilt nach meiner Wahrnehmung jedoch wohl, dass es mal wieder der Mensch ist, der seine eigenen Errungenschaften zunichte macht. Das Problem menschlichen Versagens und Fehlverhaltens ist ja nichts neues.
Ich vermute, dass jeder Chatbot früher oder später überlastet zum Psychopaten wird, wenn Menschen ihn den verrücktesten Experimenten und Erprobungen aussetzen.

Microsoft z.B steuert hier allerdings bereits entgegen, denn ansonsten lässt sich auf Dauer mit der Innovation kein Geld verdienen und das ist wohl Hauptabsicht eines Konzerns.

Jede Medaillie hat eine Schattenseite, gelangt sie in die bedenklichen Fahrwasser.
Das Hauptroblem von komplexen innovationen wie Chatbots ist wohl, dass sie zunächst einmal unreglementiert auf die Anwender losgelassen werden und erst anschließend nachgebessert wird.

Mit jeder Softwar ist es ja im Grunde das gleiche Spiel: Erst durch die Anwendung werden die Fehler entdeckt, die im Vorfeld eigentlich hätten vermieden werden sollen.

Wenn unsere Gesellschaften Chatbot-Softwares konstruktiv und sinnvoll nutzen wollen dort wo sie angebracht sind, ist es vielleicht eine gute Idee, den Prozess umzukehren und sich im Vorfeld Gedanken über Reglementierungen zu machen.
In dem Sinne - so sehe ich es - sind die Entwickler von Chatbots und sogenannter KI ihres vermeintlichen Siegeszuges im Vorfeld zu selbstsicher.

Die sogenannte KI, die ich bewusst z.B. automatisiert algorhitmisierte Kombinatorik nenne, kann Vorteile beinhalten, wenn sie sinnvoll und auf die richtige Art und Weise eingesetzt wird: Z.B. vereinsamende oder etwa demente Menschen könnte sie möglicherweise wirklich helfen (aber ob das tasächlich so ist oder so sein darf, wird kontrovers diskutiert).

Im Forschungsfeld "soziale Teilhabe" (so nenne ich es gerade einfach mal) hat man mit Roboter-Robben als Kuscheltieren (die wirklich sehr teuer in der Anschaffung sind und aus Japan kommen) bisher anscheinend recht gute Erfahrungen gemacht. Obwohl dies kontrovers diskutiert wird, ist der Einsatz von z.B. Kuschelrobotern immer noch besser ist als kein vorhandenes Personal und kein Ansprechpartner und kein befriedigender Sozialkontakt, wie ich finde.

Echte Tiere wie z.B. Hunde wären möglicherweise die insgesamt bessere Lösung, bedeuten aber Verantwortung und werden von Gesellschaften teilweise direkt rigoros unterbunden, wenn es z.B. vereinzelte Bissvorfälle gegeben hat. Ansonsten bin ich der Meinung, dass an z.B. jede Schule mindestens ein Schulhund (und andere Tiere) - und insgesamt mehr Personal - gehören. Das wäre natürlich auch für alle möglichen anderen Sozialeinrichtungen wünschenswert.
Da unsere Gesellschaften sich in dieser Hinsicht jedoch zuweilen sehr zäh entwickeln, obwohl wir immer wieder zum skandinavischen Vorbildcharakter schielen, werden es dann wohl eben in Zukunft häufig eher Roboter-Kuschelrobben und möglicherweise Chatbots sein, die in den Sozialdienst berufen werden.

Was den Einsatz und die Anwendung von KI angeht, hat Stanislaw Lem ja bereits recht früh erkannt, dass es gewisser Regeln und Gesetze für den Einsatz bestimmter Technologien bedarf.

Quellen:
deutschsprachige Wikipedia:
Bibliografische Angaben für „Paro (Roboter)“
Seitentitel: Paro (Roboter)
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Bibliografische Angaben für „Robotermärchen“
Seitentitel: Robotermärchen
Herausgeber: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie.
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https://www.tagesschau.de/wirtschaft/mi ... n-101.html