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Nachweis von Pfeil und Bogen vor 54.000 Jahren?
Verfasst: 23.02.2023 11:31
von Blattspitze
A 54,000-year-old cave site in southern France holds hundreds of tiny stone points, which researchers say closely resemble other known arrowheads — including replicas that they tested on dead goats.
...
Some of the larger points could have been used effectively with spears or darts. But only a bow and arrow could have generated the force needed to wound or kill an animal with the smallest points, says Laure Metz, an archaeologist at Aix-Marseille University in France who co-led the latest study with Slimak. “It’s not possible to use these tiny points with something other than a bow and arrow.” ...
https://www.nature.com/articles/d41586-023-00526-y
https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.add4675
Re: Nachweis von Pfeil und Bogen vor 54.000 Jahren?
Verfasst: 23.02.2023 22:31
von Pitassa
Die bei Metz in Science, Fig. 7 gezeigten Objekte sehen in der Tat oftmals wie Pfeilspitzen aus.
Re: Nachweis von Pfeil und Bogen vor 54.000 Jahren?
Verfasst: 24.02.2023 20:43
von ulfr
Ich glaube wie immer erst daran, wenn der Bogen gefunden wird. Die zitierte Arbeit wird auch schon angezweifelt - so ist z.B. der Zahn, nach dem sich die Datierung richtet, nicht DNA-analysiert worden:
https://www.sueddeutsche.de/wissen/arch ... -1.5756559
Re: Nachweis von Pfeil und Bogen vor 54.000 Jahren?
Verfasst: 25.02.2023 07:54
von Sculpteur
Mich interessiert insgesamt die Frage, ob es für die Herstellung solcher Spitzen - ist Mikrolithen das richtige Wort? - spezielle Herstellungstechniken gibt?
Ist davon auszugehen, dass die Teile extra angefertigt wurden oder sind sie möglicherweise bei der Herstellung von anderem abgefallen?
Re: Nachweis von Pfeil und Bogen vor 54.000 Jahren?
Verfasst: 28.02.2023 22:33
von ulfr
Ich würde sie nicht als Mikrolithen ansprechen, denn die sind in der Regel geometrisch oder aber aus lateral retuschierten, oft sehr regelmäßigen und kantenparallelen Mikroklingen hergestellt. Hier sehe ich in erster Linie (Fig. 1-18) distale Bruchstücke von Abschlägen (also deren spitzes Ende), die vom Autor als Nanopoints bezeichnet werden - das "Nano" halte ich in diesem Zusammenhang für übertrieben, "Mikro" hätte imho gereicht. Die anderen sind fast alle, wenn ich das richtig sehe - korrigier mich, Blattspitze - oft sozusagen zweistufige Abschläge, sprich: man schlägt von einem Kern einen kleinen Abschlag ab (das Negativ ist auf auf den Flächen der Endprodukte noch zu sehen) und setzt gleich dahinter einen zweiten Schlag, der einen etwas größeren dreieckigen Abschlag vom Kern abtrennt. Dieser ist an der Basis des Dreiecks recht dünn, weil eben vorher schon der kleine Abschlag abgetrennt wurde. Das erleichtert das Schäften und erinnert an die so genannte "Fluting"-Technik oder "Kannelierung" der Clovis-Spitzen aus USA, wobei beim "fluting" das Ausdünnen aber hinterher am schon flächig retuschierten Werkstück stattfindet. Aber auch das Levallois-Konzept der Neandertaler funktioniert ähnlich.
Solche Abschläge können zufällig entstehen, aber auch Produkte einer gezielten Vorgehensweise sein. Da sie hier regelhaft auftreten, scheint es sich um einen konzeptuellen Vorgang zu handeln.
Re: Nachweis von Pfeil und Bogen vor 54.000 Jahren?
Verfasst: 01.03.2023 11:04
von Sculpteur
Vielen Dank für die interessanten Informationen Ulfr.
Mit Deinen Erläuterungen gelingt es mir vielleicht irgendwann einmal, solche oder ähnliche Teile herzustellen.
Um mit meinen vorbereitenden Versuchen in der Steinbearbeitung weiterzukommen benötige ich eines Tages Mikrowerkzeuge aus Flint, die sich auf pfeilartige Schäfte aufschäften lassen.