Seite 1 von 1
Faustkeil - Monster
Verfasst: 07.07.2023 06:48
von Blattspitze
Aus England wird wieder ein rätselhafter Riesen-Faustkeil gemeldet:
https://www.scinexx.de/news/archaeologi ... etsel-auf/
Original-Artikel:
https://intarch.ac.uk/journal/issue61/6/full-text.html
Gebrauchsspuren-Untersuchungen wären interessant. Wäre das nichts für Experimentelle Archäologie?
Re: Faustkeil - Monster
Verfasst: 07.07.2023 07:45
von ulfr
Blattspitze hat geschrieben:Wäre das nichts für Experimentelle Archäologie?
Wenn Du nen Waldelefanten beschaffst - ich bin dabei
Und ich muss ja sagen - Riesenfaustkeil - na ja ... in unser beider Händen sieht das Ding doch schon viel zierlicher aus. Ein Kollege meines Vaters hatte Hände, in denen meine wie eine Kinderhand verschwand. Oder: der Kapitän der "Peking", Jürgen Jürs, soll 2 Zoll dicke Daumen gehabt haben ... Alles relativ
Re: Faustkeil - Monster
Verfasst: 07.07.2023 08:48
von Pitassa
Das in der Tat was für Grobmotoriker ...
Re: Faustkeil - Monster
Verfasst: 07.07.2023 10:21
von Sculpteur
Witzig. Zu dem Teil wollte ich heute Morgen eigentlich auch einen Beitrag erstellen, habe es dann aber aus Zeitgründen wieder verworfen.
@Blattspitze: Ja, das wäre m.E. was für die Exp.Arch. weil manchmal gar zu ulkige Theorien aufgestellt werden, wenn etwas aus dem Rahmen fällt.
Ich hatte in dem Artikel beinahe schon das Gefühl, dass die Forscher sich die Theorie von hühnenhaften Neanderthalern nur verkniffen haben, weil sie sich nicht getraut haben.
@Ulfr: ...und Riesenfüße: Hier in der Region (und natürlich sicherlich woanders) gibt's und gab's Menschen die sind keine 1,90 m groß oder groß gewesen bei Schuhgröße 56. Ein Schuhaus in der Region hatte sich in der Vergangenheit sogar extra auf solches Schuhwerk in der Angebotspalette mitspezialisiert.
In großen Händen ist der Faustkeil ein ganz normales Werkzeug.
Steinmetzen arbeiten z.B. ab und an mit Kröneln deutlich über 5 Kilo die beidhändig geführt werden.
Das gefundene Teil wäre einfach ein gutes Zweihandwerkzeug oder eben eins für Großhänder.
Ich kann manchmal echt nicht nachvollziehen, in welchem Schlummerland Forschende sich manchmal bewegen, dass naheliegende Argumente rasch verworfen werden um ins eher abstruse abzugleiten. Vielleicht nur mal wieder wegen der Schlagzeilen?
@Pitassa: Auch mit grob erscheinenden Werkzeugen lässt sich feinmotorisch arbeiten.
Re: Faustkeil - Monster
Verfasst: 07.07.2023 23:21
von Blattspitze
Soso, Ihr seht also lediglich sehr kräftige Individuen mit großen Daumen und Füßen am Werk?
https://bpb-eu-w2.wpmucdn.com/blogs.ucl ... -Platt.jpg
Den Waldelefant habe ich eben bei Ebay runtergeladen, morgen schlage ich einen großen Faustkeil und dann suche ich im Fitnessstudio einen Steroid-Junkie ...
Im Ernst, ich halte andere Interpretationen für nachdenkenswert. Wie wäre es z.B. mit einem Lockmittel fürs andere Geschlecht, Sex geht immer:
Kohn, Marek, and Steven Mithen. “Handaxes: Products of Sexual Selection?” Antiquity, vol. 73, no. 281, 1999, pp. 518–526., doi:10.1017/s0003598x00065078.
Re: Faustkeil - Monster
Verfasst: 08.07.2023 05:19
von Sculpteur
Find ich gut!
Ich habe das zwar nicht in diese Richtung gemeint und habe mich da wohl etwas uneindeutig ausgedrückt, aber ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis Deines Vorhabens.
Auch (manche) kleine Handwerker können natürlich mit großen Werkzeugen hantieren, wenn auch das suboptimal ist, wie bekannt ist.
Aber Deine Theorie ist sehr interessant: Brunftgebahren gebiehrt häufig die kuriosesesten Verhaltensweisen.
Ich bin allerdings schon gespannt auf das Ergebnis der Arbeitserprobung: Es heißt, Bodybuilder (sicherlich nicht alle) bekommen schon vom Decke streichen einen Muskelkrampf.
Aber wenn der Faustkeil für das Steroid-Monster nur zum Angeben sein soll, wird das wohl hinhauen.
Ein kleiner Mann, der den teilweise ganz großen Bodybuildern zeigt, was geht, den gibt's hier zu sehen:
Quellen:
Youtube:
Titel des Videos: Powerlifters try to complete the most difficult Chalistenics exercises.
Youtubekanalbetreiber: Magnus Midtbo
Datum und Zeitpunkt des Zugriffs: 08.07.2023; 06:28 MEZ
Link zum Video:
https://youtu.be/AtZRlH5rtr8
Re: Faustkeil - Monster
Verfasst: 08.07.2023 10:33
von Monolith
Blattspitze hat geschrieben:
Im Ernst, ich halte andere Interpretationen für nachdenkenswert. Wie wäre es z.B. mit einem Lockmittel fürs andere Geschlecht, Sex geht immer:
Kohn, Marek, and Steven Mithen. “Handaxes: Products of Sexual Selection?” Antiquity, vol. 73, no. 281, 1999, pp. 518–526., doi:10.1017/s0003598x00065078.
Okay, also das willst Du dann experimentell testen? Das werden dann aber lustige Versuche im AZH. Ich bin mal auf das Plakat von AxtimWalde gespannt.
Jetzt aber mal wirklich ernsthaft! Gerne! Vielleicht sollten wir im nächsten Jahr mal was mit Riesenfaustkeilen machen.
Ihr wisst ja, wie ich zu riesigen Flintbeilklingen stehe, aber das ist nochmal eine ganz andere Geschichte und experimentell sowie archäologisch besser abgesichert. Generell neigt der Mensch zu riesen- oder prunkhaften Angebermodellen, auch wenn die praktische Anwendung darunter leidet. Das steht dann auch gar nicht mehr zur Debatte.
Re: Faustkeil - Monster
Verfasst: 03.12.2023 17:05
von ulfr
Re: Faustkeil - Monster
Verfasst: 04.12.2023 11:23
von Sculpteur
Hm... - kann man da wirklich noch von "Werkzeug" sprechen? Das Teil geht ja schon beinahe als Pflugschar
durch...
Wäre es erfahrungsgemäß und bei Stand heutigen Wissens abwegig anzunehmen, dass diese Teile Restresultate bei der Herstellung von etwas anderem waren (im Sinne von "Kernen"). Ich frag mal absichtlich ganz naiv, weil ich gerne wüsste, welche Argumente und Charakteristika Kerne abgrenzen. Ich könnte das natürlich irgendwo nachlesen, aber vielleicht mag mir jemand von Euch Spezies eine kurze Erklärung dazu abgeben.
Re: Faustkeil - Monster
Verfasst: 04.12.2023 13:34
von Blattspitze
Sculpteur hat geschrieben:weil ich gerne wüsste, welche Argumente und Charakteristika Kerne abgrenzen.
Also angesichts der Bilder handelt es sich neben der besonderen Größe des Faustkeils auch um ein gezielt langschmal und vor allem symmetrisch zugerichtetes typisches Objekt mit feiner Schneidenkantenbearbeitung und Betonung der Spitze. Auch in der Seitenansicht bewußt gerade Kanten sind für Kerne eher unnötig und untypisch. Sieht alles danach aus, dass hier bewußt ein längssymmetrischer Faustkeil als Ziel vorgedacht war (Zirkelschluß).
Unabhängig davon fallen bei der Produktion von großen Faustkeilen automatisch große nutzbare Abschläge an ...
Große bifaziale Kerne mit allerdings geringerer Symmetrie sind mir aus nordamerikanischen Clovis- Zusammenhängen bekannt.
Re: Faustkeil - Monster
Verfasst: 04.12.2023 14:12
von Sculpteur
Danke Blattspitze!
Wieder was gelernt
Re: Faustkeil - Monster
Verfasst: 05.12.2023 11:11
von Blattspitze
"What may be the world's largest prehistoric hand ax, measuring over 20 inches long, was found in Saudi Arabia."
https://www.livescience.com/archaeology ... ds-largest
Na, ob das eine "Hand axe" sein sollte?
Re: Faustkeil - Monster
Verfasst: 05.12.2023 11:24
von Sculpteur
Ich kann mir das beim Besten Willen schlecht vorstellen (ist natürlich kein Ausschlussgrund). Aber selbst der hünenhafteste muskelbepackte Hüne würde sich mit dem Teil wohl schwer tun. Kleinere aber feine ergonomisch abgestimmte Werkzeuge taten ihren Dienst sicherlich auch damals im Sinne gesunder Sehnscheiden.
Steinmetzen z.B. benutzen zwar auch heute noch "Monsterkrönel" aber das wohl eher ungern.
Und auch die Vermutung, dass die alten Ägypter z.B. Granit mit Doleritkugel bis zu 5 Kilogramm Gewicht bearbeitet haben sollen ist zwar technisch nicht auszuschließen aber für die durchschnittliche zu erbringende Arbeitsleistung wohl eher als abwegig einzustufen.
Existieren Indizien bzw. irgendeine Option dass man solche Teile evtl. -irgendwie- aufgeschaftet hat? (vermutlich wohl eher nicht ...)