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Hosen in der Hallstattzeit
Verfasst: 06.12.2005 18:25
von Dain II.
Ahoi hoi!
Im Buch "Kelten" von Helmut Birkhan wird im Kapitel Der Alltag in Frieden und Krieg: Der friedliche Alltag die Darstellung von Hosen auf den hallstattzeitlichen Gefäßen von Sopron erwähnt. Wer weis was dazu? Spekulationen?
lg Stephan
Verfasst: 07.12.2005 08:25
von S. Crumbach
Ich habe da noch keine Hose erkenn können .....
Verfasst: 07.12.2005 18:27
von Steve Lenz
Ich hab?mir heute in der Uni-Bibliothek München einige Bücher angesehen - in einem waren auch Abbildungen von Keramiken aus Sopron. Ich hab?da nichts gefunden, was sich als Hose ansprechen lässt!
U.a. fand ich in "... und ihre Hosen nennen sie bracas" (Textilkunde und Textiltechnologie der Hallstatt- und Latènezeit und ihr Kontext. ISBN 3924734402) die Abbildung eines hallstattzeitlichen Tonfigürchens (Osthallstattkreis), welches vermutlich oben ohne (die Rückenmuskulatur war sehr plastisch wiedergegeben) dargestellt ist. Diese Figur trägt neben einem Stirnband, einem Halsreif und einem Gürtel noch einen (ca. wadenlangen) Rock.
Das Figürchen scheint einen Mann darzustellen.
Verfasst: 05.01.2006 23:22
von Stefan
Hi, es gibt keine Hosen in der Hallstattzeit 8) :P
Verfasst: 06.01.2006 07:13
von S. Crumbach
Schade für die Männerwelt - keine Hosen :P
Ich warte auf Literatur (mittlerweile schon mehr als ungeduldig) zu einem Paar langer Wollgamaschen, die ins 8/6. Jahrh. vor u.Z. datiert werden.
Die Stücke liegen in Bozen
http://www.archaeologiemuseum.it/f01_ice_de.html
Im Prinzip sin ddie Beinkleider den "Ötzi-" Binkleidern sehr ähnlich - aber aus Stöff natürlich.
Dazu gehören aus genähte strumpfartige Teile.
Verfasst: 06.01.2006 12:00
von Hans T.
Vielleicht überbrückt das etwas deine Ungeduld, Sylvia.
Es handelt sich um einen geschlossenen Fund von insgesamt 6 ( wenn ichs richtig verstanden habe, 5 vorhanden) Teilen. Es sind dies Woll-Innenschuhe, das Leder ist nur in Resten vorhanden, dann Strümpfe im Ötzi-Stil mit Zunge, aber ohne Füsslinge. Diese wurden offensichtlich in den Schuhen/Socken getragen. Darüber dann noch ein paar 'Leggings'.
Datiert mit 14C auf 795 bis 489 BC. Material ist Wolle in Leinwandbindung und in Köper, wobei dies möglicherweise die ältesten Köperbindungen sind.
Hier die Links zu meiner Gesamtsammlung. Die Fotos entstanden verbotener Weise in Bozen und erlaubterweise im Museum in Hallstatt. Die Unschärfen bitte ich zu entschuldigen, vor lauter Angst, bis zu meinem Lebensende wg. Spionagefotos in einem sizilianischen Gefängnis zu landen, hab ich gezittert
Ich habe die Bilder dateimäßig so gross gelassen wie sind sind, damit die Textilfraktion möglichst viel, wenn auch unscharf, rauslesen kann.
Grüße
Hans
Texte (Hallstatt) und Grafik ( Bozen)
http://foto.arcor-online.net/palb/alben ... 373765.jpg
http://foto.arcor-online.net/palb/alben ... 613061.jpg
http://foto.arcor-online.net/palb/alben ... 323833.jpg
Hier die Präsentation in Hallstatt i.R. einer Sonderausstellung
http://foto.arcor-online.net/palb/alben ... 613561.jpg
http://foto.arcor-online.net/palb/alben ... 343032.jpg
http://foto.arcor-online.net/palb/alben ... 636466.jpg
http://foto.arcor-online.net/palb/alben ... 346665.jpg
http://foto.arcor-online.net/palb/alben ... 643061.jpg
Jetzt Bozen
http://foto.arcor-online.net/palb/alben ... 343261.jpg
http://foto.arcor-online.net/palb/alben ... 666234.jpg
http://foto.arcor-online.net/palb/alben ... 333439.jpg
http://foto.arcor-online.net/palb/alben ... 623962.jpg
Gezeigt werden 1 Schuh und die beiden Strümpfe. Die erwähnten und gezeichnten Leggins scheinen noch nicht restauriert zu sein oder werden aus welchen Gründen auch immer nicht gezeigt. Die Befestigung geschah mit gewebten (leinenbindung) Bändern.
H.
Verfasst: 06.01.2006 12:56
von S. Crumbach
Mein Held! :P
Ich denke die Strumpf-Dinger sind länger als auf der Reko-Zeichung.
Zumindest wenn man von einer durschnittlichen Größe des Trägers (Der Trägerin?
) von zwischen 160 und 170 cm aus geht.
Leider war in Bozen nichts möglich, weil wir eine Sonderführung mit der Direktion hatten
Ich war jedenfalls sehr beruhigt, daß meine "Rate mal mit Sylvia Crumbach Rekonstruktion" nur ein wenig daneben ist:
http://www.hallstattzeit.de/Modenschau_ ... _gross.jpg
Diese Beinkleider haben auch so ein Lätzchen vorne damit der Langstrumpf gut im Schuh hält.
Verfasst: 06.01.2006 14:10
von Steve Lenz
Klasse Bilder, Hans - dafür hätte ich schon meine alten Kameraden reaktiviert, eine "search & rescue"-Mission durchzuführen, hätten sie Dich gefasst!
Der Innenschuh ähnelt einem viel späteren Modell (Leder) aus Haithabu!
Was meint Ihr: Könnte man die Form 1:1 in Leder umsetzen und als damals geläufiges Schuhmodell ansehen?
Verfasst: 03.10.2006 14:34
von Konrad
Hallo!
Also eisenzeitliche Leggins aus Wollstoff! Zu erkennen ist nicht deutlich, ob die Beinkleider eine Schlaufe besitzen, mit der sie am Gürtel befestigt wurden oder ob das Band zum Festbinden am Beinkleid appliziert war...
Wie habt ihr das Kleidungsstück rekonstruiert? Gibt es ein "Schnittmuster"?
Viele Grüße
Atto
Verfasst: 03.10.2006 14:53
von S. Crumbach
Atto, die Publikation zu den Textilen ist so detailiert, daß eine Nacharbeitung kein Problem ist. Chris hat welche gemacht. (Würde ich mal per PN anfragen)
Verfasst: 03.10.2006 16:30
von Hans T.
Und bin zwischenzeitlich stolzer Besitzer und Träger der Chris'schen Leggins. Sie zu tragen ist nicht einfach, ich rätsel noch über die Befestigung. Unterhalb des Knies können sie einfach gebunden werden, wobei ein breiteres Band bequemer ist als ein schmales. Die Problemstelle ist der Bereich über dem Knie, da die Leggings zumindest bei mir bis ca 2 Handbreit über das Knie reichen. Durch die Form der Oberschenkel neigen die Dinger zum rutschen. Man kann sie fest binden, wie zB beim weiblichen rezenten Exemplar 'halterlose Strümpfe', aber es hält nicht wirklich auf die Dauer. Sie würden halten auf Stoff (
) oder mit irgendeiner Art Strapskonstruktion.
Hans
Strapse und so
Verfasst: 03.10.2006 16:43
von Armin
Hallo Hans,
die "Strümpfe" auf den Photos haben ja recht lange Bändsel dran. Die müssten doch bis in den Taillenbereich hochreichen. Bzw. wenn die Leggins etwa in der Mitte des Oberschenkels aufhören sollte daran befestigte Bändsel doch bestimmt bis zur Gürtellinie hochreichen. Dann könnte man sie z.B. an Schlaufen an der Untertunika (ich nenn' die jetzt mal so) anbinden und die Sache wäre geritzt. Dafür spräche auch die schräge obere Kante, vorausgesetzt die ist bei diesen Leggins ähnlich wie bei andere Exemplaren. Mich würde interessieren zu welchen Lösungen Du kommst.
Gruss
Armin
Verfasst: 03.10.2006 16:53
von Steve Lenz
Vielleicht waren die Originale in irgendeiner Form
gestärkt?
Ansonsten sind die vielleicht auch schlichtweg zu weit, dass sie umzuschlagen in der Lage sind?!
Jedenfalls werde ich mir welche für die kommende Saison anfertigen (lassen
). Auf der minoischen (ich weiß, zu früh) "Kriegervase sind Beinkleider unter den Schienen zu erkennen, welche eindeutig über dem Knie enden - von irgendwelchen Befestigungen ist nichts zu erkennen, resp. nichts entsprechendes gemalt!
Wenn die richtig eng ("paßgenau") und aus dem richtigen Material gearbeitet sind (m.W. weist Köper einen gewissen "Stretch"-Effekt auf und die Beinlinge waren aus Köper) braucht man außer einer fixierenden Knieschnürung keine weitere Befestigung.
Verfasst: 03.10.2006 17:25
von S. Crumbach
Den Strech-Effekt bei Köperbindung hast Du nur, wenn Diagonal zum Fadenverlauf zugeschnitten wird, was nicht der Fall ist.
Verfasst: 03.10.2006 18:40
von Steve Lenz
Ok, danke für dieses technische Detail! Wieder was gelernt!