ZDF Schliemanns Erben Extra - Geheimnis der Eismumie
Verfasst: 17.12.2006 17:20
Insbesondere Ferro, aufgemerkt, Dienstag, 19.12.06 um 20:15 Uhr gibts folgende Sendung:
Quelle: http://www.zdf.de/ZDFde/einzelsendung/2 ... 88,00.htmlSchliemanns Erben Spezial
Das Geheimnis der Eismumie
Dokumentation, Deutschland, 2006
Im Beisein des "Schliemanns Erben"-Filmteams gelang im Juli 2006 einer internationalen Archäologengruppe im mongolischen Altaigebirge ein Sensationsfund: die Mumie eines 2500 Jahre alten blonden Skythenkriegers. Im ewigen Eis seines Grabkurgans hatte sich der Leichnam, der in einen prächtigen Pelzmantel gehüllt war und einen vergoldeten Kopfschmuck trug, wie in einer Zeitkapsel erhalten. Das "Schliemanns Erben"-Team hatte vier Wochen lang hautnah die aufregende Suche und Entdeckung des "Fürsten aus dem Eis" verfolgt.
Die Fahndung begann in einer der entferntesten Ecken unserer Erde: In einer fast unzugänglichen vereisten Gebirgsregion im Dreistaateneck Mongolei, Russland und China auf über 2600 Metern Meereshöhe. Dort hatten Wissenschaftler des Deutschen Archäologischen Instituts unter Leitung ihres Präsidenten, Prof. Hermann Parzinger, etliche Kurgane, skythenzeitliche Grabhügel, lokalisiert. Sie vermuteten, dass es sich in dieser Höhe um sogenannte Eiskurgane handelte, die im Permafrostboden ihren Grabinhalt eiskalt konservieren. Wie in einer Gefriertruhe sozusagen. Doch die Hoffnung der Forscher wurde durch zwei Faktoren gedämpft: die weltweite Klimaerwärmung und das schon seit der Antike grassierende Raubgräberunwesen. In einem Wettlauf gegen die Zeit galt es, einen unberaubten und im Inneren noch gefrorenen Grabhügel zu finden.
Vor laufenden Kameras begann die Arbeit der Wissenschaftler mit einem bisher einmaligen Experiment. Geophysiker aus dem sibirischen Novosibirsk, die normalerweise mit ihren Methoden Bodenschätze wie Öl und Gas unter der Haut der Erde lokalisieren, versuchten erstmals in der archäologischen Forschung Eislinsen in ca. 2 Meter Tiefe aufzuspüren ohne zu bohren und ohne den Spaten anzusetzen. Diese für die vermutete Mumie notwendige schonende, weil zerstörungsfreie Methode, wurde eigens für die Archäologen entwickelt. Auf den Computerbildschirmen flackerten schon bald die ersten roten, aber auch eisblauen Flecken. Es gab also Eis in einigen Kurganen, so behaupteten zumindest die Physiker.
Die Archäologen mussten sich auf sie verlassen, denn das Zeitfenster, in dem in diesen Höhen im Altai gegraben werden kann, beträgt nur wenige Wochen, dann bereitet der schlagartig einsetzende Winter jeder Grabungsaktivität ein Ende. Der ausgewählte Grabhügel schien unberaubt, alle Indizien wiesen auf eine skythische Grabanlage hin.
Nach langen Tagen der Anspannung und der Schufterei in der dünnen Höhenluft stieß das deutsch-russisch-mongolische Team tatsächlich auf Eis. Die Methode der Geophysiker funktionierte also. Doch es fehlte die gesuchte Grabkammer. Hermann Parzinger stand vor einem Rätsel. Wozu eine solche Grabanlage, wenn darin niemand beerdigt wurde? Kurzerhand wurde ein zweiter von den Geophysikern georteter Eiskurgan angegangen. Die Zeit drängte. Trotzdem durfte die wissenschaftliche Sorgfalt nicht darunter leiden. Die Dramatik war fast nicht mehr zu überbieten, als ein russischer Ausgräber im Grabschacht auf ein Holzstück stieß. Kam jetzt die Grabkammer? Sie kam, aber das Holzstück war ein Menetekel: Die hölzerne Grabkammer war von Räubern brutal aufgehackt worden, das Grab bis auf wenige Kleinstfunde vollständig geplündert.
Diese Achterbahn der Gefühle ereichte am dritten Kurgan ihren Höhepunkt. Endlich passte alles. Der Kurgan war unberaubt, die Archäologen lokalisierten zielgenau die Balkenkammer und: Die Grabkammer war gefroren! Da lag er, der "Fürst aus dem Eis". Ein Skythenkrieger mit Pelzmantel, Hosen, Filzstiefeln, einer Kappe mit vergoldetem Kopfschmuck, im Köcher die Pfeile für seinen Bogen, am Gürtel Dolch und Streitaxt. Neben ihm die Speisen für die Reise ins Jenseits. Alles konserviert im Eis der der Jahrtausende.
Die Nachricht vom Fund elektrisierte nicht nur Archäologen weltweit. Der mongolische Staatspräsident ließ es sich nicht nehmen mit seinem Hubschrauber an den Ort des Geschehens in den Altai zu fliegen. Spontan stellte er sein Fluggerät für den schnellen Abtransport des wärmeempfindlichen Kriegers in ein Kühlhaus nach Ulan Bator zur Verfügung. Die Kunde von der Entdeckung der Eismumie ging weltweit durch die Medien. Nicht zu Unrecht: die Bedeutung des Fundes vergleichen die Archäologen mit der Ötzis. Wie in seinem Fall werden die Wissenschaftler aus der Mumie und den Begleitfunden die gesamte Lebenswelt des Verstorbenen rekonstruieren können. In einem gekühlten Spezialraum der Akademie der Wissenschaften der Mongolei beginnen bereits die ersten Untersuchungen. Die rätselhafte Welt des legendären Reitervolks der Skythen wird uns endlich näher kommen, wenn der Mann im Eis zu sprechen beginnt. Doch das ist ein anderer Film. Das ZDF wird die Restaurierung, Konservierung, die Analysen und die Untersuchungen weiter begleiten und die Ergebnisse in einer weiteren Sendung zur "Eismumie aus der Mongolei" präsentieren.
Schliemanns Erben Spezial zeigt die Chronik einer dramatischen Grabung am Ende der Welt. Der Zuschauer erlebt alle Tiefen und Höhen der Archäologie und lernt die neuesten Forschungsmethoden kennen. Und taucht ein in die Wunderwelt der Skythen, in eine aus der Gefriertruhe der Geschichte geborgenen Zeitkapsel.
Länge: 45 min
Regie: Graichen und Peter Prestel