Kurze Anmerkung: Die Fotos, die auf der von Chris geposteten Seite eingebaut sind sammen aus 2007.
Mein Eindruck von Kalkriese war sehr gemischt. Wir waren am Samstag dort.
POSITIV:
Die Sonderausstellung und die neue Dauerausstellung sind wirklich sehenswert, wobei die Sonderausstellung wirklich tolle Funde aufzuwarten hat: Vitrinen vollgeknallt mit Funden aus Illerup, dem Barbarenschatz von Neu Portz, dem Königsgrab von Musov mit dem tollen Kessel, viele Elbgermanische Grabfunde, Rekos des Childerich-Schatzes und vielem mehr. Die neue Dauerausstellung ist nicht mehr ganz so depressiv gestaltet und endlich kann man auch die Vitrinenbeschriftungen lesen. Die Funde sind überwiegend schön präsentiert, auch wenn sie in einigen Vitrienen zu weit weg liegen um sie als normalsichtiger gut erkennen zu können. Leute mit Sehschwächen haben hier echte Probleme.
Die Darsteller haben sich nicht erkennbar entmutigen lassen durch die Schwierigkeiten im Vorfelde.
NEGATIV:
Die ganze Veranstaltung war ein Rummel oder Jahrmarkt, die kommerziell voll ausgeschlachtet wurde, von den normalen Eintrittspreisen mal abgesehen. Im Vorfeld hieß es gewandete Besucher werden abgewiesen - Tatsache war, dass jede Menge Larpies, Wikinger oder Gromis, Kelten-Schotten und Leut in gar merkwyrdig Gewandung herumliefen. Selbst auf dem Schlachtfeld liefen gewandete Orga-Leute herum (Wolltunika, Caligae und einen wikingerzeitlichen Sax in einer über dem Hintern getragenen Scheide).
Im Vorfelde gab es im Vorbereitungs-Forum unzählige Diskussionen über Qualitätskriterien, Kitguides, Ausrüstungs- und Kleidungsdetails, die unbedingt von den Teilnehmenden Germanengruppen befolgt werden sollten. Leider hat das Museum augenscheinlich auch Gruppen eingeladen, die diese Qualitätskriterien schon im Vorfelde erkennbar nicht erfüllten und, von deren Teilnahme, aus Qualitätsgründen, dem Museum dringend abgeraten wurde. Trotzdem sah man viele vermeidbare Fehler: Gestrickte Wollsocken in den Sandalen der Römer, Perlenketten bei Männern, IKEA-Wolledecken oder schlimmeres, offene Getränkekisten in den Lagern, Römer mit als Handtaschen getragenen Kuriertaschen (oder wie die dinger heißen, die eigentlich an dem Tagegestell hängen sollten), zu viele Metallene Kochtöpfe etc...
Die Moderation der Wallaktion war scheinbar nur auf der Besuchertribüne zu verstehen, wir standen ca. 50 m neben der Tribüne und verstanden, trotz zu uns ausgerichteter Lautsprecher nicht ein Wort. Ohne Moderation war die Wallaktion für das Publikum unverständlich. Vor den Stehplätzen wurden Pressefotografen postiert und versperrten den Besuchern die Sicht, die Presse hätte man besser vor der Besuchertribüne plaziert, da diese alle erhöht saßen.
Der Fernsehsender KI-KA (Kinderkanal) schickte während der Wallaktion einen Typen in einem rosa Plüschhasen-Kostüm mit Super-Soaker auf die Spielfläche, was von vielen Besuchern sehr negativ aufenommen wurde. Zum Glück wurde dieses unselige Spektakel von den Germanendarstellern schnell beendet und dieses Ding unsanft hinter den Wall verfrachtet.
Ob diese Aktion mit dem Museum abgesprochen war oder vom Museum genehmigt wurde kann ich leider nicht sagen.
Dr Markus Junkelmann hielt seine Vorträge in einem Vortragsraum mit Platz für gerade einmal 40 Besucher
Aufgrund der reibungsvollen Vorbereitung der Veranstaltung sind viel Enthusiasmus, Kreativität, Elan und Einsatzwillen der Darsteller auf der Strecke geblieben. Es ist nur ein Bruchteil von dem übrig geblieben, was im Vorfelde angeregt und vorgeschlagen wurde.
Die Veranstaltung an Samstag schon an der Obergrenze bzw. darüber was den Besucheransturm anging. Mehr wäre absolut nicht mehr vernünftig handlebar. Mich würde interessieren, wie es am Sonntag war.
Für mich hat sich die Fahrt, in einer netten Gruppe, aber trotzdem gelohnt, ich habe sehr viele nette Leute getroffen, ich fand besonders die Sonderausstellung uneingeschränkt sehenswert und hab eine schönen Sonnenbrand im Gesicht nachbehalten.