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Kämme aus Schneeballrütchen
Verfasst: 24.08.2009 15:05
von Manu
Hallo alle zusammen,
ich habe seit einiger Zeit ein Problem mit Kämmen, genauer gesagt mit dem Biegen von kleinen Ästen aus Schneeballholz zu einem ansehnlichen Kamm wie er
so aussehen soll: (Seht mal wie ENG die gebogenen Äste zueinander liegen !)
Meine sehen so aus, nach einigem Gebrauch:
Das Hauptproblem liegt im Biegen der Schneeballäste. Bei mir brechen die schon VOR Gebrauch ab, also schon beim Biegen. Ehrlich gesagt, im Schnellkochtopf weichgekocht hatte ich sie schon. Kann man vergessen. Ebenso tagelanges Einweichen bringt nichts. Das Schlagen auf die Biegestelle ist auch problematisch, da das Holz dann fasert.
Ich seh schon, daß bei den Originalfunden die Biegung auch gebrochen ist, bezweifle aber, daß das bei der Fertigstellung so war.
Übrigends kann man mit dem Kamm wundervoll das weiche Unterhaar von Tieren herauskämmen, das wär noch eine Alternative zum Menschenkamm.
Hat jemand eine Idee
oder Erfahrung mit Biegen von Ästen?
Verfasst: 24.08.2009 17:01
von ulfr
Ich hab mir mal erlaubt, den Namen des freds zu ändern, Kämme aus Lindenbast sind mir nicht geläufig
Ich hatte genau das Problem auch, hab dann eine Theorie entwickelt, ausprobiert, dann mit Urs gesprochen, und wir haben uns die Teile in Frauenfeld nochmal genau angesehen. Die Rütchen sind - entgegen der ursprünglichen Publikation(en) halbiert bzw. sogar geviertelt. Sonst würdest Du sie auch nie durch ankohlen anspitzen können, weil die Markröhre in der Mitte verbleibt. Ein gutes Beispiel der positiven Rückkoppplung von der ExpArch zur Theorie, hat bei Urs und mir Kultstatus
Rütchen einfach in Winter ernten, dann lassen sie sich wesentlich leichter biegen, halbieren oder vierteln und dann vorsichtig über einen Stock biegen, Spaltfläche nach innen.
Verfasst: 24.08.2009 17:22
von Manu
Hey Danke !!! Zwei mal, sorry, hab grad so viel Lindenbast um die Ohren
Das hätte ich nie gemacht, geviertelt und im WINTER geerntet. Ich bin sehr glücklich über eure Auskunft
Ich hab so viel Zeit damit zugebracht, aber immer bleibt mir das Problem, dass ich an die Originalfunde nicht drankomme, bzw. sie vielleicht nicht zu lesen verstehe.
Es war immer vertrackt mit dieser Markröhre, ich zweifelte dann lange, ob es überhaupt Schneeballholz sei. Aber das war dann doch klar.
Du schreibst noch:
Sonst würdest Du sie auch nie durch ankohlen anspitzen können, weil die Markröhre in der Mitte verbleibt.
Ich bin da etwas einfach gestrickt, ich würde also die Spitzen nach dem Binden in heiße Kohle halten und dann zuspitzen? Das hab ich immer nur mit Holzspeere in Verbindung gebracht.
Wißt ihr, ob das Binden mit Lindenbastfaden oder mit Flachsfaden gemacht wurde?
Verfasst: 24.08.2009 19:57
von ulfr
Genau, die Zinken werden angekohlt bzw. hocherhitzt, wenn man das übertreibt, brennt ruckzuck der Kamm weg, und dann angespitzt.
Es ist nur von "Resten einer dünnen gezwirnten Schnur" die Rede, leider nicht davon, woraus sie ist. Lässt sich mit bloßem Auge auch nicht bestimmen.
Es gibt auch einen von Pfyn Breitenloo, der wird von Rinde und Birkenpech zusammengehalten.
Verfasst: 25.08.2009 06:47
von Trebron
Na siehst Du Manu, hatte doch schon einen Erfolg ! Es ist ja auch ein interessantes Thema.
Kannst Du mal was zur den Maßen sagen, wie lang, wie breit ?
Gruß
Trebron
Verfasst: 25.08.2009 07:13
von Manu
Guten Morgen,
Trebron schreibt:
Na siehst Du Manu, hatte doch schon einen Erfolg !
Ich bin echt platt, wieviel Info, an die ein Laie nur schwer rankommt, man im Forum bekommt. Und ich kenne noch lange noch nicht alle, fühle mich aber sehr wohl hier
Bei den Maßen der Kämme bin ich etwas überfordert, also ehrlich gesagt, bin ich froh, wenn ich das den nächsten Winter überhaupt, egal in welcher Größe, ansehlich hinbekomme.
Aber bei dem Kamm mit den 7 Zinken, und nur unter Vorbehalt,
ich hoffe dass es noch jemand besser weiß, betrüge die Länge ca 8-9 cm. Die Breite wäre dann nur 2,5cm ??
Ulfr schreibt:
Genau, die Zinken werden angekohlt bzw. hocherhitzt, wenn man das übertreibt, brennt ruckzuck der Kamm weg, und dann angespitzt.
Also in Kohle halten, aber eben, weil das Holz im Winter geschnitten ist, ist es trocken und brennt ab, bzw. verliert in den Spitzen die gewünschte Härte, was S E H R ärgerlich wäre. Also erst mal üben mit normalem Rütchen, um ein Gefühl dafür zu bekommen.
Ulfr schreibt weiter:
Es ist nur von "Resten einer dünnen gezwirnten Schnur" die Rede, leider nicht davon, woraus sie ist. Lässt sich mit bloßem Auge auch nicht bestimmen.
Also ich denke ich probier mal ganz hauchdünn gezwirnter Lindenbast, den liebe ich sehr und trau ihm mehr als Leinen. Allerdings langfasriger Leinen zum Schnürlein gezwirnt werd ich auch testen. Mal gespannt.
Auch schreibt Ulfr:
Es gibt auch einen von Pfyn Breitenloo, der wird von Rinde und Birkenpech zusammengehalten.
Weißt du wo der ausgestellt ist, oder kennst du eine gute Quelle mit Bild?
Verfasst: 25.08.2009 08:04
von ulfr
Hab mich versehen, der Kamm von Pfyn ist ein Brettchenkamm. Der aus Kirschbaumrütchen, Rinde und Pech zusammengesetzte stammt von Gachnang-Niederwil:
Waterbolk, H.T. (Hrsg.) 1991: Niederwil, eine Siedlung der Pfyner Kultur. Academica helvetica I/IV, Haupt, Bern Stuttgart, S. 142
Wo der ausgestellt ist, weiß ich nicht.
Die Rütchen werden in frischem Zustand angekohlt, sonst brennen sie ganz sicher ab.
Verfasst: 25.08.2009 08:25
von Trebron
ulfr hat geschrieben:Hab mich versehen, der Kamm von Pfyn ist ein Brettchenkamm. Der aus Kirschbaumrütchen, Rinde und Pech zusammengesetzte stammt von Gachnang-Niederwil:
Waterbolk, H.T. (Hrsg.) 1991: Niederwil, eine Siedlung der Pfyner Kultur. Academica helvetica I/IV, Haupt, Bern Stuttgart, S. 142
Wo der ausgestellt ist, weiß ich nicht.
Die Rütchen werden in frischem Zustand angekohlt, sonst brennen sie ganz sicher ab.
Das ist lustig
ich habe doch die Tage einen Kirschbaum gefällt und beim "Entsorgen" ettliche "Rütli" aufgehoben, Rinde habe ich davon ja auch noch !
Ihr dürft raten, was ich daraus mache !
Zuerst war sowas geplant:
http://www.haus-gartenportal.de/weidena ... eidung.htm
Gruß
Trebron
Verfasst: 25.08.2009 11:56
von Trebron
Hallo Manu,
Anbrennen: Versuche das erst man über einer Kerze, da kannst Du die Flamme besser dosieren und kohlst Dir nicht gleich auch die Finger mit !
Wenn die Zinken Feuer gefangen haben, halte sie mit der Flamme nach OBEN, dann brennt es konntrollierter !
Dann ausblasen und auf einer Bürste abziehen, zur Spitze hin, nicht dagegen, sonst brechen sie ab.
Versuchs doch einfach mal mit einem
Streichholz !
Bei dem 7-zinkigen würde ich auch schon vorher die Spitzen machen und dann erst Binden-kleben, so brauchst Du nicht
zwischen die Zinken.
Oben links zwei Kämme aus Nussholz, davor ( schlecht sichtbar ) einer aus Knochen
Grüßli
Trebron
Verfasst: 25.08.2009 12:56
von jsachers
Wow, Trebron ? alles selbst gemacht?
Schöne Sammlung, Respekt!
Verfasst: 25.08.2009 13:14
von Trebron
Danke fürs Kompliment.
Bis auf die Töpfe zur Birkenpechherstellung, ja
Verfasst: 25.08.2009 13:39
von Trebron
ulfr hat geschrieben: Der aus Kirschbaumrütchen, Rinde und Pech zusammengesetzte stammt von Gachnang-Niederwil:Waterbolk, H.T. (Hrsg.) 1991: Niederwil, eine Siedlung der Pfyner Kultur. Academica helvetica I/IV, Haupt, Bern Stuttgart, S. 142
Die Rütchen werden in frischem Zustand angekohlt, sonst brennen sie ganz sicher ab.
Hi Ulfr, gibt es davon irgendwo ein Bildchen oder eine Beschreibung ( außer in dem Buch ) ?
Grüezi
Trebron
Verfasst: 25.08.2009 14:30
von ulfr
Keine Ahnung, musst mal im Netz stöbern. Die Abb. ist auch ziemlich klein und sagt nicht viel aus. Wenn ich das nächste Mal in CH bin, werde ich mir das Teil mal ansehen ...
Verfasst: 25.08.2009 18:23
von Kurt A.
Moin Ulfi, der Kamm aus Niederwil liegt offensichtlich im Museum in Frauenfeld ? dort ist Urs der "Gralshüter"...
Nebenbei erwähnt gibt es eine schöne Zusammenstellung von neolithischen Kämmen aller Art aus der Schweiz:
Josef Winiger, Die Kämme der Muntelier Kultur. Helvetia Archaeologica 27/1996?105, 1?32.
mit gaaaaaanz vielen maßstabsgetreuen Abbildungen...
) Da gibts auch je Menge schöner Kämme zum Nachbasteln
Verfasst: 25.08.2009 19:02
von Manu
Trebron schreibt:
kohlst Dir nicht gleich auch die Finger mit !
Wenn die Zinken Feuer gefangen haben, halte sie mit der Flamme nach OBEN, dann brennt es konntrollierter !
Dann ausblasen und auf einer Bürste abziehen, zur Spitze hin, nicht dagegen, sonst brechen sie ab.
Also müssen sie richtig brennen?
Ich frag nur vorsichtshalber nochmal, denn ich muß den Kamm ja erst biegen und wickeln und dann die ungleichen Enden abstimmen, das war immer das Schlimmste
Also gleichmäßig ab"schnitzen" und dann vorsichtig anbrennen, lösche und dann mit der Bürste abziehen.
OK. Ich werds auf jeden Fall machen und euch Bilder zukommen lassen.
Übrigends deine Nachbildungen sind sehr schön, hast du mal Birkenteer selber gemacht? Die Töpfe sehen so danach aus.
Kurt A. schreibt:
Da gibts auch je Menge schöner Kämme zum Nachbasteln
So was hab ich schon lange gesucht