Na, da hat Ulfr wohl den größt auffindbaren Fettnapf genommen: Tjonger in Holland. Ulfr, ich hoffe nicht, dass du in nächster Zeit im nördlichen Teil der Niederlanden zu tun hast und ich würde alle Friesen vorläufig aus dem Weg gehen. Das 'Tal' der Tjonger und die Fundstelle Jardinga liegen in Friesland, das Holland zu nennen ist für Friesen genau so schlimm wie zu behaupten Kiel läge in Bayern.
Keine Sorgen, meine Vorfahren kommen aus West-Friesland, was wieder ein Teil der Provinz Noord-Holland ist. Wie kompliziert kann so ein kleines Land sein?
Zur Sache: Die Originalpublikation ist erschienen im der aktuellen Ausgabe vom Journal of archaeological science, abstract hier:
http://www.sciencedirect.com/science/ar ... 0311000483. (leider kein open access)
Die Fundstelle ist jedoch bereits länger bekannt und gegraben, dazu einige Informationen im niederländischen Archeoforum unter
http://www.archeoforum.nl/nieuws4Jardinga.html. Auch hier ist Übersetzungshilfe nicht gerade notwendig, weil der Beitrag basiert auf einem Artikel in Antiquity: Prummel, W., M.J.L.Th. Niekus en A.L. van Gijn, 2002. A late mesolithic kill site of aurochs at Jardinga. Netherlands. Antiquity 76, p. 413-24. Abstract hier:
http://www.antiquity.ac.uk/Ant/076/Ant0760413.htm, aber auch nicht frei zugängig.
Ganz kurz: Die Fundstelle wurde bereits 1981 angegraben, die Funde aber erst in 1997 richtig erkannt als Ur-Knochen, eine 14C-Datierung belegte das mesolithische Alter. In 2002 ist dann eine zweite Grabung durchgeführt. Insgesamt sind Knochen von mindestens vier Uren gefunden die teilweise Schnittspuren aufweisen, aber auch Reste von Rothirsch, Biber und Sumpfschildkröte. Dazu etwa 20 Feuersteine. Der 'Killsite' scheint minimal zweiphasig zu sein, ein Teil der Knochen datiert wohl ca. 5400 calBC, zudem gibt es eine rezentere Phase zwischen 5250 und 5050, aus der wohl die meisten Knochen stammen. Ein Holzstück ergab eine Datierung von ca. 10.000. (Anm. des Übersetzers: Es stellt sich also die Frage in wie weit sich die unterschiedlichen Phasen trennen lassen, der Online-Bericht ist etwas chaotisch).
Auch bereits hier wird davon ausgegangen, dass die Tiere vor Ort zerlegt sind und Fleisch abtransportiert ist, die Knochen zerschlagen wurden um ans Mark zu kommen. Von einer Feuerstelle oder sogar Grillfest ist nicht die Rede.
Es wird wohl notwendig sein die beiden englischen Publikationen zu lesen für die wichtigsten archäologischen Informationen.
Natürlich sehr interessant, kill-sites sind extrem selten, es ist nur die Frage, ob man hier die zeitlich unterschiedlichen Aktivitäten trennen kann und ob das Material überhaupt noch in situ liegt. Ich schaue morgen in Antiquity, zum JAS habe ich leider keinen Zugang. Hat jemand hier den Code für ScienceDirect?
Grüße,
Rengert