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Wenn Regisseure mit Archäologen zusammenarbeiten

Verfasst: 12.12.2006 12:39
von Steve Lenz
Nicht unsere Zeitstellung, aber dennoch ein Paradebeispiel für eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Regisseur und Archäologen:

http://www.apocalypto.film.de/

Läuft 14.12.2006 bundesweit an - ich werd?in jedem Falle am kommenden Donnerstag ins Kino gehen. Bildgewaltig!

Dear Mr. Gibson, would you be so kind to make "de bello gallico" as movie!? :roll:

Verfasst: 12.12.2006 12:47
von Dinah B.
Ahh, der neue Gibson super-mega-Reisser. Der Typ ist etwas, naja, Größenwahnsinnig aber der Film soll gut sein, lt. Kritiker. :wink:

Ich geh da auch rein :D

Verfasst: 12.12.2006 12:51
von Steve Lenz
Tja, er gehört zu den Leuten, die aussprechen, was andere nur denken. Manchmal ist er etwas....demagogisch?!

"Braveheart" war damals ein erster zaghafter Versuch, einen historischen Film zu drehen. Aus seinen Fehlern hat er gelernt. "Passion Christ" habe ich gesehen - hart. "Apocalypto" soll noch blutiger sein (5minütige Enthauptungsszene als Preludium)!

Aber dieser Fim ist so verdammt gut ausgestattet!!! :idea:

Verfasst: 12.12.2006 13:02
von Dinah B.
5minütige Enthauptungsszene als Preludium
:shock: , verdammt, ich wollte mit meiner Mutter da rein... blöd.

da werden bestimmt wieder ein paar Psychologen Arbeit finden :D

Ich kann mir die Welt von damals nur schwer vorstellen, ob es wirklich so Blutdrünstig war. Aber bei Mel Gibson bin ich mir nicht so sicher, ob er wirklich daran interessiert ist, den Leuten zu zeigen, dass doch nicht alles Heidi war, oder ob es ihm doch eher um die Sensation geht. Immerhin spricht er damit auch ein anderes Publikum an, die sich weniger für Historie interessieren, sondern mehr für?s abschlachten.

Auf jeden Fall wird der Film wieder spalten und Diskussionen herbeiführen, die dafür sorgen, dass genug Leute aus purer Neugier in den Film gehen... guter Schachzug :wink:

Ich frage mich nur, wie der immer um die Zensur rumkommt...

Verfasst: 12.12.2006 14:16
von Nika E.S.
Wie historische/archäologisch korrekt der ist kann ich schlecht beurteilen, aber vor allem weil jene vergangenen Kulturen, die Herr Gibson da skizziert, in erster Linie als kritisches Abbild unserer Zeit gesehen werden müssen, dürfte der Streifen sehenswert sein. Nicht so sehr der gültigen Zeitzeugnisse wegen, sondern mehr für den künstlerischen Anspruch!
...und die Kameraführung...

...mehr dazu wenn ich ihn gesehen habe.
:wink:

Verfasst: 12.12.2006 15:25
von Hans T.
Furchtbar, grausam, sinnlos. Der ganze Film dient doch bloss als riesengrosse Projektionsfläche für durchgeknallte Gewaltphantasien. Da geht doch (bis auf Steve) keiner rein, weil die Rekos so toll sind, sondern bloss weils so schön splattert. Mir fehlt da irgendwie das Verständnis.

Grüße
Hans

Verfasst: 12.12.2006 15:59
von Steve Lenz
Daß die Maya keine Flower-Power-Typen (andererseits....egal) waren, zeigen ihre bildlichen Überlieferungen. Was jetzt M.G. daraus gemacht hat, wird sich zeigen.

Tickets haben wir soeben geholt...

Sehr wahrscheinlich werde ich nach dem Film bei DICK.biz Obsidian bestellen und mich endlich mal an ?nen Macahuitl setzen....

Verfasst: 12.12.2006 18:33
von Dain II.
Ich weis nicht so recht :? ?! Da wäre mir "The last Mohican" lieber.

lg Stephan

Verfasst: 13.12.2006 07:45
von Turms Kreutzfeldt
Warten wir ab, was Steve so berichtet ... Ehrlich gesagt, stoßen mich übermäßige Gewaltdarstellungen ab. Dann doch lieber "Peking Oper", wenn sie gut gemacht ist.
Nur die Liebe zu seiner Familie und zu seiner Frau gibt ihm die Kraft und den Mut zu bestehen.
Hört sich wie aus einer Wahlkampfrede vom Bushkrieger an.

Verfasst: 14.12.2006 22:40
von Steve Lenz
Also:

Dieser Film ist hart! Es gibt einige sehr blutige Szenen. Aber es ist weder ein Splattermovie noch sonst in einer Form abartig. (Wenn ich den Sat1-Kritiker mal treffe, soll der mir mal seine Definition von "pervers" etwas detailierter nahelegen...)

Es ist dennoch ein sehr schön gezeichneter Film, grandiose Kulisse, gute Ausstattung, ideale Besetzung, gute und klare Story (für Amerikaner nachvollziehbar, deswegen etwas vorausschaubar für Europäer).

Dieser Film reicht in keinster Weise an die Brutalität und Blutrünstigkeit von "Passion Christ" heran!

Verfasst: 15.12.2006 07:29
von Turms Kreutzfeldt
Bei uns im Provinzblatt wurde dagegen eher die "historische Korrektheit" in Frage gestellt. Auch die platte Story wurde negativ bewertet. Kurz und gut, der Film fiel in allen Punkten durch, allerdings nicht aufgrund der Brutalität.

Verfasst: 15.12.2006 11:52
von Nika E.S.
negativ aufgefallen sind in manchen Fällen schlechtes Makeup (Wunden, angeklebter Ohrschmuck), und der für amerikanische Filme immer noch typische 'Falke' (vgl. Novelle). Ein Gerät/Werkzeug das am Anfang schon einmal zum Einsatz kam (um den amerikanischen Zuschauern die Funktion zu erläutern) führt gegen Ende des Films die Wende herbei. Das ist leider sehr vorhersehbar, wenn man am Anfang drauf achtet, und nicht ganz neu (seit den 70ern.. mindestens).
Aber sonst muß ich sagen waren durchaus auch geistreiche Details drin.
Zum Beispiel mutmaße ich, daß Brooks sich dazu mit Ritualtheorien auseinandergesetzt hat.
Er zitiert ein Beispiel Kafkas, das Jonathan Z. Smith zur Erläuterung der Ökonomie der Signifikanz verwendet und es gegen ein Plutarch Beispiel hält:
Leoparden dringen in den Tempel ein und trinken die heiligen Kelche leer; dies geschieht immer und immer wieder: irgendeinmal kann es vorausgesehen werden und wird Teil der Zeremonie.
[Kafka]
In Athen antwortete Lysimache , die Priesterin der Athene Polias, als sie von einem Eselstreiber, der die heiligen Gefäße transportiert hatte, nach einem Trank gefragt wurde: ?Nein, denn ich befürchte, es könnte ins Ritual eingehen.?
[Plutarch]

Im Film wird der Jaguar von den Protagonisten bewußt nicht in den Mythos aufgenommen, obwohl alles dafür spräche, eine Sonnenfinsternis dagegen wieder besseres Wissen schon.

Kubrik wurde zitiert und es gab sicher noch mehr das mir nicht aufgefallen ist...

Allerdings kamen die Ballspiele zu kurz, bzw. fehlten ganz, sie verwendeten die Arena vollkommen anders. Wobei zu bemerken wäre, daß ja die Kultur der Maya schon weitgehend untergegangen war als die Spanier kamen und Ballspiele evtl. schon gar nicht mehr praktiziert wurden.

Und zum Thema grausam:
Für überzogen halte ich den Film dahingehend nicht, da zu allen Grausamkeiten auch adäquate Reaktionen der Protagonisten gezeigt werden und nicht gleichgültig damit umgegangen wird. Oft werden Szenen auch im letzten Moment durch eine Maske, Frisur o.ä. verdeckt, oder unscharf aufgenommen und die Wahrnehmung dessen was passiert geschieht über die Reaktion einer anderen Figur.

Mein Fazit:
trotz der amerikanischen Kinderkrankheiten interessanter und durchaus sehenswerter Film.